Tegel will in die Zukunft starten

Auf dem Flughafenareal soll ein Forschungs- und Industriepark entstehen

  • Rainer Balcerowiak
  • Lesedauer: 3 Min.

Noch ist nicht absehbar, wann der künftige Großflughafen BER in Schönefeld eröffnet wird und der Betrieb auf dem Airport in Tegel eingestellt werden kann. Doch der Masterplan für die Nachnutzung des 430 Hektar großen Areals liegt jetzt vor. Bei der Vorstellung am Mittwochabend zeigte sich Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) nahezu euphorisch über das Vorhaben. In Tegel werde ein »herausragender Zukunftsort der Stadt« mit vielen neuen Arbeitsplätzen entstehen.

Sechs internationale Planungsbüros - darunter ein Team um Meinhard von Gerkan, der den Flughafen 1970 mitgebaut hatte - haben Entwürfe für die künftige Nutzung des 460 Hektar großen Areals erarbeitet, die jetzt in den Masterplan eingeflossen sind. Im Flughafenterminal wird die Weddinger Beuth-Hochschule für Technik einen Standort erhalten, westlich davon solle künftig »das Gründerleben toben«, formulierte Hardy R. Schmitz von der Tegel Projekt GmbH, die auch den Wissenschaftsstandort Adlershof vermarktet, die Grundidee. Die östliche Seite ist für Forschungseinrichtungen und Dienstleistungsunternehmen vorgesehen.

Entlang der nördlichen Landebahn ist die Ansiedlung von großen Industriebetrieben geplant. Im Mittelpunkt sollen dabei sogenannte urbane Zukunftstechnologien stehen. Dazu zählen z. B. Konzepte und Produkte zur erneuerbaren Energieversorgung, die Entwicklung besonders nachhaltiger Werkstoffe und nicht zuletzt Vorhaben für eine nachhaltige Mobilität. Mit einigen Interessenten liefen bereits »viel versprechende Gespräche«, betonte Schmitz. Endgültige Zusagen werde es aber erst geben, wenn die eigentliche Bauleitplanung für das Gebiet in Kraft sei. Das werde voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2014 der Fall sein.

Größere Probleme durch die Verschiebung der Schließung des Flughafens sieht Müller nicht. Man werde vielmehr die »gewonnene Zeit« dazu nutzen, das »Profil des Standortes zu schärfen«. Ohnehin handele es sich um ein Projekt, das »auf Jahrzehnte angelegt« sei.

Bestandteil des Masterplans ist auch die Entwicklung eines neuen Wohnquartiers in der einst von den französischen Besatzungstruppen am Flughafenrand angelegten Cité Pasteur. Ein Grünzug mit Radwegen, Park- und Freizeitflächen sowie ein künstlicher See sollen das Areal zusätzlich aufwerten.

Auch für die künftige Anbindung gibt es bereits einige konkrete Vorstellungen. Zwei große Zufahrtstraßen sollen in eine Art Ring münden, der auf den bisherigen Taxiways basiert. Denkbar seien ferner eine vom Bahnhof Jungfernheide ausgehende U-Bahn-Anbindung und die Nutzung bestehender Industriebahntrassen für »innovative Schienenverkehrskonzepte«, wie Schmitz erläuterte. Unklar ist bislang, ob und in welcher Form Landemöglichkeiten für Hubschrauber auf dem bislang Regierungsflügen vorbehaltenen Teil des Flughafens erhalten bleiben.

Haushaltsrisiken sieht Müller für das Projekt nicht. Es werde natürlich »Impulsinvestitionen des Landes« geben, diese seien aber erst für den nächsten Doppelhaushalt und die mittelfristige Finanzplanung relevant. Aktuell sind lediglich Planungsmittel von maximal 3,5 Millionen Euro im Landesetat eingeplant.

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