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Kühl, dunkel
Christian Petzold - Sein Film »Barbara« wurde für den Oscar nominiert
Das Leben wird zum Drama, indem es nicht zur Ruhe kommen darf. Die Vergangenheit zerspukt die Gegenwart. Die Szenerie ist wie ein Stein, hinter dem das Elend Mensch, rührend fast, in seinem ganzen Elend aus Illusionen hockt. Die Menschen machen aus ihren Verdrängungen ein hartes, knappes, abgerissenes Vorbeireden an allem, was zur Sprache kommen müsste. Und das Spiel der Darsteller? Es gibt eine schauspielerische Kraft der Implosion, es gibt eine Zurücknahme, die wuchtet.
Christian Petzold ist einer der prägenden deutschen Filmregisseur. Geboren 1960 in Hilden, studierte Petzold Film in Berlin, drehte »Die innere Sicherheit«, »Wolfsburg«, »Gespenster«, »Yella«, »Jerichow«. Er wurde der Regisseur von Nina Hoss - sie ist das kühle, in Klugheit leidende, mystische, wund-ernste und eis-schöne Hauptgesicht seiner Filmografie.
Volker Schlöndorff (»Die Blechtrommel«), Caroline Link (»Nirgendwo in Afrika«) und Florian Henckel von Donnersmarck (»Das Leben der Anderen«): Erst drei deutsche Spielfilmregisseure konnten in der über 80-jährigen Geschichte den Film-Oscar mit nach Hause bringen. Donnersmarcks großartiges Stasi-Drama über Jäger und Gejagte, ein Gleichnis auf die Gefährlichkeit der Kunst für das Drahtseilgemüt kalter Mächte - der Film offenbarte Hollywoods Nerv für deutsche Reisen ins Herz der Finsternis. Man mochte da drüben, am anderen Ufer des Ozeans, ja stets unsere Herzfinsternis-Gesichter, von Fröbe bis Löwitsch - und nun wurde also erneut ein Stasi-Stoff in die Kandidaten-Gemeinde aufgenommen. Eine Meisterleistung der Vor-Schmecker: Sie bewiesen Stil für meisterliche Ruhe und eine total unhysterische Dämonie. Berührungen sind selten in diesem Film, Worte auch, und Blicke wollen unbedingt hinter die Stirn, wo die Wahrheit unsichtbar lauert.
DDR, also Provinz, also Welt: Unsicherheit, Lüge, flackernde Suche nach Halt, tiefe Risse zwischen innerer und äußerer Welt, der man dauernd entsprechen soll. Worauf kann der Mensch bauen? Die Preisfrage. Darauf wäre nicht mal der Oscar eine gültige Antwort.
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