Erbrechen

Krista Sager kandidiert nicht mehr für den Bundestag

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Während sich vor allem Vertreter der älteren Generation darum streiten, wer die Grünen bei der Bundestagswahl anführen wird, räumt Krista Sager ihren Platz für eine jüngere Kollegin. Die 59-Jährige kündigte vor kurzem an, nicht mehr für den Bundestag kandidieren zu wollen. Sie ging damit einem Machtkampf mit Anja Hajduk um den ersten Listenplatz der Hamburger Grünen aus dem Weg. Nach dem Ende des schwarz-grünen Experiments in der Hansestadt, bei dem Hajduk als Umweltsenatorin mitwirkte, will die 49-Jährige zurück in den Bundestag.

Vermutlich hat Sager ihre Chancen realistisch eingeschätzt. Denn in den vergangenen Jahren ist es ruhig um die einstige Bundesvorstandssprecherin geworden. Nachdem die Grünen bei der Bundestagswahl 2005 aus der Regierung gewählt wurden, verzichtete sie darauf, erneut für den Fraktionsvorsitz zu kandidieren. Einige Jahre später zog sie sich auch aus dem Fraktionsvorstand zurück. Derzeit ist Sager Sprecherin für Wissenschafts- und Forschungspolitik. Kein Amt, in dem man sich öffentlich profilieren kann.

In den 1970er Jahren war Sager Mitglied in der »Sozialistischen Studenten Gruppe« des Kommunistischen Bundes Westdeutschland. Später entwickelte sie sich zur Reala, die die Hamburger Grün-Alternative Liste für eine Koalition mit der SPD fit machte. In dieser wurde die gebürtige Bremerin 1997 Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin. In den folgenden Jahren setzte sich Sager erfolgreich dafür ein, dass mit der »Hamburger Ehe« von Homosexuellen ein Vorläufer für das Lebenspartnerschaftsgesetz geschaffen wurde. Sie war aber auch mitverantwortlich für die zwangsweise Verabreichung von Brechmitteln als Beweissicherungsmaßnahme gegen mutmaßliche Drogenhändler. »Es handelt sich um einen intelligenten Mix aus Hilfsangeboten und repressiven Maßnahmen, an dem wir konstruktiv beteiligt waren«, sagte Sager im Juli 2001 der »Hamburger Morgenpost«. Wenige Monate später starb der 19-jährige Nigerianer Achidi John nach einem Brechmitteleinsatz.

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