»Wie ein Hund aus der Klinik getrieben«
Rechtsstreit zwischen Büttner-Janz und dem Vivantes-Klinikum in Berlin endete mit einem Vergleich
Wie ein Hund habe man Frau Prof. Dr. Karin Büttner-Janz aus der Klinik gejagt, kritisierte einer der Anwälte der namhaften Orthopädin das Verhalten der Klinik vor dem Berliner Arbeitsgericht. Doch als es schien, die Dolche würden gezückt und Blut würde in Strömen fließen, zeigten sich beide Seiten kompromissbereit. Nach einer Stunde war der Vergleich ausgehandelt. Die drei gegen Büttner-Janz im Frühjahr nacheinander ausgesprochenen Kündigungen sind hinfällig, das Arbeitsverhältnis beim Krankenhaus Friedrichshain in Berlin endet im »gegenseitigen Einvernehmen« am 31. Dezember. Bis dahin läuft das Jahresgehalt von 250 00 Euro.
Das schmutzige Spiel, das nun in merkwürdiger Harmonie ausklingt, wurde seit dem Frühjahr in aller Heftigkeit gespielt. Angefangen soll alles zwischen dem 13. und 15. März haben, als der Geschäftsführer des landeseigenen Vivantes-Klinikums, Joachim Bovolet, in einem Vier-Augen-Gespräch der langjährigen Chefärztin Prof. Dr. Karin Büttner-Janz völlig unvermittelt mitgeteilt habe: »Sie werden nicht mehr Chefärztin sein«. Persönliche und fachliche Gründe sollen bei dem Kündigungsansinnen ausdrücklich keine Rolle gespielt haben
Büttner-Janz argwöhnte, eine partnerschaftliche Beziehung zu einer leitenden Mitarbeiterin des Klinikums habe den Ausschlag für die Kündigung gegeben, ihr sei somit aus homophoben Gründen gekündigt worden. Büttner-Janz fühlte sich plötzlich in die Enge getrieben, sie schrieb in der Nacht von 27. auf den 28. März eine E-Mail an Vorstand und Aufsichtsrat, wo sie ihr Herz ausschüttete. Das nahm die Klinik-Leitung zum Anlass, um zurückzuschlagen.
Die darin enthaltenen Darstellungen wies Vivantes mit Entschiedenheit zurück und bezeichnete den Vorwurf, dass jemand wegen einer lesbischen Beziehung gekündigt werden würde, als üble Nachrede und ehrenrührig. Mit dieser öffentlich getätigten Behauptung habe die Ärztin eine grobe Pflichtverletzung begangen und sei somit nicht mehr tragbar. Problematisch sei die Beziehung zu einer Frau aus dem Klinikvorstand schon, hieß es hinter vorgehaltener Hand, da Leitungsentscheidungen dann nicht mehr unbeeinflusst von den Beziehungen getroffen werden könnten.
Die Schlammschlacht war ausgebrochen und die Boulevard-Medien jubelten. »Sex-Affäre um DDR-Goldturnerin« war da zu lesen. Man bediente sich Zuträgern aus der Ärzteschaft und dem Personal, beide Seiten verwiesen auf Protest- und Zustimmungsschreiben gegen und für Karin Büttner-Janz. Das Denunziantentum erreichte Hochkultur.
Eigentlich wollte Karin Büttner-Janz, dass alles so bleibt, wie es war, sagt sie dem Gericht. Das heißt, dass sie auch weiterhin am Friedrichshainer Krankenhaus arbeiten möchte. Doch nachdem bekannt wurde, dass in einem Brief leitende Ärzte, bis auf eine Ausnahme, es ablehnen, mit der Orthopädin weiter zusammen zu arbeiten, willigte sie schnell und unbürokratisch in den Vergleich ein. Ausschlag für die schnelle Einigung mag auch gewesen sein, dass das Gericht andeutete, dass eine Kündigung bei der Behauptungslage durchaus verständlich sei. Auch die Klinik-Anwälte wurden plötzlich ganz zahm, wollten auch sie den Fall Büttner-Janz schnell vom Tisch haben.
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