Kälteeinbrüche infolge der Klimaerwärmung
Der Kieler Meteorologe Vladimir Semenov über die Folgen der Schrumpfung des arktischen Meereises für hiesige Wetterlagen
Aufgrund der starken Klimaerwärmung in der Arktis werden wir es in den nächsten Jahrzehnten wohl mit besonders heftigen Kälteeinbrüchen im Winter zu tun haben. Dies geht aus Simulationen des Kieler Meteorologen Vladimir Semenov hervor. Mit dem Forscher am Helmholtz-Zentrum für Ozean Forschung (GEOMAR) sprach Wolfgang Pomrehn.
nd: Weniger Eis auf dem Meer vor der nordwestrussischen Küste erhöht die Wahrscheinlichkeit kalter Winter in Europa, so das Ergebnis einer Arbeit, die Sie gemeinsam mit einem Kollegen vor zwei Jahren veröffentlicht haben. Wie kommt es zu diesem scheinbaren Paradox?
Semenov: Wir haben zwei miteinander im Widerstreit liegende Mechanismen. Der eine besteht darin, dass die freie Oberfläche der Barentssee östlich von Skandinavien viel Wärme an die untere Atmosphäre abgibt. Dadurch steigt die Luft auf - Meteorologen sprechen von Konvektion - und ein Tiefdruckgebiet bildet sich aus, das heißt, eine Luftströmung gegen den Uhrzeigersinn entsteht. Der andere Mechanismus hängt mit den großen Temperaturdifferenzen zusammen. Normalerweise gehen wir davon aus, dass es kälter wird, je weiter wir nach Norden kommen. Wenn aber im Winter die Barentssee eisfrei ist, dann ist das Gegenteil der Fall. Das Land ist sehr kalt und nördlich davon liegt das nicht...
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