Redet so, dass wir euch verstehen

In Berlin wurde ein Buch über Kauderwelsch, die Sprache der Politiker, vorgestellt

  • Karlen Vesper
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Das Ansinnen ist ehrenwert. Politikverdrossenheit und Politikerverdrossenheit wolle man auf den Grund gehen und einen Beitrag zu deren Abbau leisten. Am Mittwochabend präsentierte die Edition Lingen Stiftung in Berlin ein Buch, das die Sprache der Politiker begutachtet: »Kauderwelsch« (112 S., geb., 9,95 €).

Das Kauderwelsch der Politiker ist ein echtes Ärgernis, befindet Herausgeber Mainhardt Graf Nayhauß. »Sie faseln von Schnittmengen, wenn sie Gemeinsamkeiten meinen.« Und: »Politiker reden geschwollen, was beim Volk den Eindruck hoher Bildung erwecken soll.« Hans-Dietrich Genscher, einer der 22 Autoren, stört sich vor allen an Anglizismen, am Denglish. Bei der Buchvorstellung konstatierte der Ex-Minister eine zunehmende Verkümmerung der deutschen Sprache, und zwar gesamtgesellschaftlich. Folge der SMS-Sprache etwa die SMS-Literatur? »Faust« auf 30 Seiten. Nun, es gibt schon längst Goethe, Shakespeare, Proust komprimiert »Für Eilige«. Des Liberalen Ingrimm galt auch dem jüngsten Karlsruher Urteil, in dem es nur so von Abkürzungen wimmelt, die sich den Bürgern nicht erschließen. Für seine eigene Kaste mahnte Genscher an: »Wir sind geradezu verpflichtet, Hüter der deutschen Sprache zu sein.« Und: »Die Sprache ist ein Ausweis unserer Identi...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.