Militär ist nicht mehr unantastbar

Bis zu 30 Prozent der 18-jährigen Israelis »dienen« nicht

  • Oliver Eberhardt
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Lange Zeit war Israels Militär eine unantastbare Institution: Man diskutierte nicht über die Notwendigkeit von Militärdienst oder Einsätzen und schon gar nicht über Fehlverhalten. Das hat sich geändert: Immer weniger Israelis leisten ihren Wehrdienst - und eine Vielzahl von Videos machen die alltägliche Gewalt von Soldaten zum Tagesthema.

Es war im September 2006, als ein 18-jähriger US-Amerikaner namens Steve in Jerusalem auftauchte und begann, von Israel zu reden. Wie wichtig es sei, für Israel zu sein, Israel zu verteidigen. Kritik nutze dem Feind. Die umstehenden Israelis wandten sich ab. Der Libanon-Krieg war gerade vorbei, in den Krankenhäusern standen Reservesoldaten mit psychischen Problemen Schlange. Und das Land fragte nach dem Warum. Steve legte demonstrativ seinen Einberufungsbescheid auf den Tisch.

»Heute verstehe ich, was die Leute damals gemeint haben«, sagt er. Sechs Jahre sind vergangen. Eines der für Männer obligatorischen drei Jahre Wehrdienst hat Steve abgeleistet, bevor er sich krank schreiben ließ. »In meiner Einheit waren einige, die weit, weit über das Ziel hinaus geschossen sind, Palästinenser schikaniert haben. Und unsere Offiziere haben es geduldet. Die meisten von denen waren gerade mal so alt wie ich jetzt.« Der Grund: Personalmangel. Die...


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