Gemeinsam, statt parallel
Europaweites Treffen der Bewegungen in Planung
Wie lässt sich ein wirkungsvoller Widerstand gegen die Krisenpolitik in Europa organisieren? Vor ein paar Jahren setzte man auf die Europäischen Sozialforen, doch die stecken in einer Krise. Nun suchen die Träger von damals nach neuen Formen der Zusammenarbeit.
»Florenz 10+10« heißt ein viertägiges Treffen, das im November in Italien stattfinden wird - in der Stadt, in der vor zehn Jahren auch das erste Europäische Sozialforum abgehalten wurde. Das ist kein Zufall. Die Veranstaltung knüpft an dieses Bewegungstreffen an, und soll doch etwas neues werden. Am Wochenende fanden in Mailand die letzten Vorbereitungen statt.
10+10 steht sowohl für einen Rückblick auf die vergangenen Jahre des Europäischen Sozialforumsprozesses, als auch für einen Ausblick auf die nächsten. Weitgehend einig ist man sich im Kreis der Vorbereiter, dass dieser Prozess in einer Krise steckt und neue Formen der Zusammenarbeit gefunden werden müssen. Die sozialen Bewegungen haben sich verändert, alte Akteure sind verschwunden, neue aufgetaucht. Deshalb betonten die Organisatoren, dass es ihnen nicht darum geht, das alte Forum wieder aufleben zu lassen, wenngleich die meisten der Beteiligten sich genau daher kennen.
Während bei den Sozialforen meist in Parallelveranstaltungen getagt wurde, soll zukünftig deutlich mehr Zeit gemeinsam im Plenum verbracht werden. Dies soll zu einer besseren länder-, spektren- und netzwerkübergreifenden Zusammenarbeit beitragen. Thematisch wurden fünf Achsen beschlossen: Demokratie, Schuldenkrise und Austeritätspolitik, öffentliche Güter, Arbeit und soziale Rechte sowie Europa und der Rest der Welt. Die Veranstaltung will aber auch ganz konkret Widerstand gegen die Krisenpolitik in Europa organisieren.
Am Vorbereitungstreffen nahmen über 100 Menschen teil, die überwiegend aus westlichen EU-Staaten kamen. Aber auch aus Polen, Tschechien, Russland, der Ukraine und Kroatien hatten Aktivisten nach Mailand gefunden. Europäische Netzwerke wie das gegen Wasserprivatisierung oder gegen Schulden waren vertreten, Gewerkschaften und Umweltorganisationen wie Greenpeace. Deutschland war mit Vertretern der Interventionistischen Linken, der Euromärsche sowie von Attac vor Ort. Einige Teilnehmer kritisierten die Planungen als zu akademisch und hätten sich einen stärker aktionsorientierten Ansatz gewünscht. Als ungünstig wurde zudem angesehen, dass eine Woche vorher in Madrid eine ähnliche Vernetzung stattfinden soll, bei der die »Empörten« und Occupy federführend sind.
Inwieweit Florenz den Widerstand gegen die europäische Krisenpolitik voranbringen wird, bleibt abzuwarten. Die Organisatoren rechnen mit mehreren tausend Teilnehmern aus ganz Europa. Hugo Braun von Attac zeigte sich nach dem Treffen zufrieden: »Ich fahre hoffnungsvoll nach Hause. Viel hängt jetzt von einer erfolgreichen Mobilisierung in den einzelnen Ländern ab.«
8. bis 11. November 2012
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