Gesellschaftspolitisch weggetreten?
Die DGB-Gewerkschaften stehen vor großen Herausforderungen
Längst vergessene, altbundesrepublikanische Diskurse: Vor einem »Gewerkschaftsstaat« warnten lauthals in den 1950er Jahren die publizistischen Vertreter unternehmerischer Interessen im westdeutschen Wirtschaftswunderland, obwohl die Regierungsgewalt in Bonn sicher in Händen der unionsgeführten Koalitionen lag, »adenauerstaatliche« Verhältnisse also höchst stabil sich darstellten. Dem Gründungs- und Aufbaukanzler war gewiss nicht vorzuwerfen, er sei anfällig für sozialistische Ideen und vernachlässige das Unternehmerwohl. Dennoch nahm Konrad Adenauer bei bestimmten gesellschaftspolitischen Weichenstellungen Rücksicht auf Bedürfnisse der Arbeitnehmerbevölkerung und auf Wünsche der Gewerkschaften. Er hatte seine Gründe: Die im DGB zusammengeschlossenen Organisationen verfügten über so viel Masseneinfluss und operative Fähigkeiten, dass ein grundsätzlicher Bruch mit ihnen nicht zu riskieren war. Konflikte mussten begrenzt, Kompromisse gefu...
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