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Bei den Bahnrad-WM stand mit Gerd Müller auch ein deutscher Trainer an der Bande, der nicht zum BDR-Team gehört. Der 60-Jährige betreute zwei Letten und zwei Niederländer. »Seit 1999 trainieren Sportler aller Herren Länder bei mir in Cottbus, oder sie beziehen Trainingspläne von mir«, erklärte die seit 1971 in Cottbus lebende Bahnradsport-Legende. In seiner Funktion als DDR-Nationaltrainer feierte er zwischen 1976 und 1990 Erfolge mit Olympiasiegern und Weltmeistern. Jens Fiedler, Jens Glücklich, Lutz Heßlich, Bill Huck, Michael Hübner, Maik Malchow, Lothar Thoms, Detlef Uibel oder Volker Winkler sind sicher die Bekanntesten. Nach der Wende war Müller Verbandstrainer im Landesverband Brandenburg und von 1991 bis 1994 Bundescoach in Österreich. Heimgekehrt nach Cottbus, »wollte ich mit der Trainerei nichts mehr zu tun haben«. Müller machte sich mit einer heute noch existierenden Sport- und Handelsagentur selbständig. Doch inzwischen verdingt er sich wieder als Trainer, und die Kontakte zu seinen Schützlingen finden auch über das Internet statt. Ansonsten organisiert Müller Trainingslager in Deutschland. Seit 1999 wieder bei jeder WM und Olympia dabei, trifft Müller stets alte Bekannte wieder. Das Verhältnis zu den Sportlern und Funktionären des BDR beschränkt sich dabei nur auf das Notwendigste. ND fragte nach, warum er seine Kompetenz nicht beim BDR einbringt. »Ich hatte nie das Angebot. Heute bin ich auch froh darüber. Ich habe aber bewiesen, dass Totgesagte länger leben.« BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer erklärte das Dilemma vieler guter Ost-Trainer: »Die DDR hatte eine Vielzahl guter Trainern. Man musste sich entscheiden.« Harte Töne schlagen Müllers ehemalige Pappenheimer an. Für Michael Hübner, heute Manager, war Müller »ein extremer Trainer«. Er habe fundiertes Wissen, aber im zwischenmenschlichen Bereich hätte es Probleme gegeben. Zudem wäre Müller in der Nationalmannschaft zu sehr auf den zweifachen Olympiasieger und vierfachen Weltmeister Lutz Heßlich, den er auch als Heimtrainer betreute, fixiert gewesen. »Man hat ihm unterstellt, dass seine Stoppuhr bei anderen Sportlern ganz anders gelaufen sein soll«, so Hübner. Bundestrainer Detlef Uibel wollte erst gar keinen Kommentar abgeben. Er bestätigte jedoch, »dass Müller viel für den DDR-Bahnradsport getan hat«. Möglicherweise habe Müller die Degradierung vom National- zum normalen Verbandstrainer nicht vertragen, so Uibel. Am meisten missfällt ihm, »dass Müller keine Gelegenheit auslässt, die heutigen Trainer und die Trainingsmethoden im Verband schlecht zu reden«. Gerd Müller kontert auf einer anderen Ebene. Viele ehemalige Sportler hätten nach der Wende seine Trainingspläne zu horrenden Summen verkauft. »Einer davon rennt heute als Manager rum...« Müller wird seinen Beruf, der inzwischen mehr zum Hobby geworden ist, wohl noch lange betreiben. In Cottbus organisiert er regelmäßig Radrennen für Junioren. Und sein Ehrenplatz in der DDR-Rads...

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