»Darstellung der Polizei ist zweifelhaft«

War der Tod einer Afrikanerin Notwehr oder Mord?

Während eines heftigen Ehestreits wurde die Polizei zur Hilfe gerufen. Die senegalesische Ehefrau wurde durch eine Polizeikugel getötet. Angehörige, Freunde und afrikanische Organisationen fordern Aufklärung.

Wir haben berechtigte Zweifel daran, dass sich alles so abgespielt hat, wie die Polizei es schildert.« sagt Alexander Ngnoubamdjum, Sprecher der Black Students Organisation. »Wir fordern, dass Transparenz bezüglich der Ermittlungen hergestellt wird!« Am vergangenen Sonntag fand in Aschaffenburg ein Trauer- und Demonstrationszug statt, der an dem Haus endete, in dem NDeye Marèame Farr am 14. Juli von einem Polizisten erschossen wurde.
Laut Angaben der Polizei war die Senegalesin in dieser Nacht gewaltsam in die Wohnung des von ihr getrennt lebenden Ehemannes, eines weißen Deutschen, eingedrungen, um das gemeinsame Kind abzuholen, das aber zu diesem Zeitpunkt bei den Eltern des Vaters untergebracht war. Nachdem der körperlich unterlegene Mann seine Ehefrau mehrmals vergeblich zum Gehen aufgefordert hatte, rief er die Polizei. Die zwei Beamten versuchten, die aufgebrachte 26-Jährige zu beruhigen, es kam aber zu einer Auseinandersetzung, in der sie einen Beamten mit einem Messer attackierte. Dieser konnte den Angriff abwehren, stürzte jedoch dabei. Da die Afrikanerin den Aufforderungen des zweiten Polizisten, das Messer wegzuwerfen, nicht folgte, sondern erneut zuzustechen versuchte, schoss ihr der Beamte mit seiner Dienstwaffe in den Oberkörper. Wenig später erlag sie im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Da der am Boden liegende Polizist sich in einer lebensbedrohlichen Situation befunden habe, geht die Staatsanwaltschaft von Nothilfe seines Kollegen aus.

»Das war keine Notwehr, sondern Mord«

Für die Organisatoren der Demonstration, diverse afrikanische Gruppen wie die Black Students Organisation, ist diese Schilderung nicht glaubwürdig. Für sie war die Tötung der Afrikanerin nicht Notwehr, sondern Mord. Die Frau sei nicht so kräftig gewesen, wie in dem Polizeibericht behauptet wurde. Zwei Polizisten hätten andere Möglichkeiten haben müssen, eine einzelne Frau unter Kontrolle zu bringen. »Und wenn ein Schuss tatsächlich die letzte Möglichkeit war, warum hat der Beamte dann auf den Oberkörper gezielt und nicht auf das Bein oder den Arm?« fragt Ngnoubamdjum. Die Black Students haben noch weitere Informationen, die sie zu Protest veranlassen. Der Beamte, der den tödlichen Schuss abfeuerte, leistet noch immer seinen Dienst bei der Polizei in Aschaffenburg. Die in Deutschland weilende Mutter der Erschossenen durfte bis Anfang dieser Woche die Leiche ihrer Tochter nicht sehen und identifizieren. Die Unterlagen und sämtliche Ermittlungsprotokolle sind »nicht pressefrei«.
Auf ND-Anfrage teilte die zuständige Staatsanwaltschaft Aschaffenburg mit, dass bis zum Ende der Woche keine Erklärungen abgegeben würden, da die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. Fraglich ist, ob Ndeye Marèame Farr das Recht hatte, das Kind von ihrem Mann zurückzufordern. Denn gegenüber der Berliner »tageszeitung« äußerte der Sprecher der Aschaffenburger Polizei, Winfried Schuck, dass nach gerichtlicher Festlegung das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht beim Vater läge.

Angehörige und Freunde wollen klagen

Nun wollen die Angehörigen der Senegalesin, Einzelpersonen und diverse afrikanische Verbände und Initiativen wegen Mordes klagen. Außerdem erhoben sie in ihrer Presseerklärung und in Redebeiträgen während des Trauermarsches mehrere Forderungen: Der Todesfall soll umfassend aufgeklärt und die beteiligten Beamten sollen zur Rechenschaft gezogen werden. Vom Innenministerium des Freistaates Bayern fordern sie, die politische Verantwortung für den Todesfall zu übernehmen. Die Bundesrepublik Deutschland soll die Kosten der Überführung der Leiche in den Senegal und der Trauerfeierlichkeiten tragen. Zuletzt verlangen sie, dass rassistische Tendenzen in Gesellschaft und staatlichen Strukturen aufgearbeitet werden, um ein gleichberechtigtes Leben unabhängig von Hautfarbe und Herkunft zu ermöglichen.
Laut Ngnoubamdjum werden der Black Students Organisation immer wieder Fälle bekannt, in denen Polizeibeamte gegenüber Schwarzen allzu vorschnell Schusswaffen ziehen oder versuchen, durch überhartes Vorgehen Situationen in den Griff zu bekommen.

Wir haben berechtigte Zweifel daran, dass sich alles so abgespielt hat, wie die Polizei es schildert.« sagt Alexander Ngnoubamdjum, Sprecher der Black Students Organisation. »Wir fordern, dass Transparenz bezüglich der Ermittlungen hergestellt wird!« Am vergangenen Sonntag fand in Aschaffenburg ein Trauer- und Demonstrationszug statt, der an dem Haus endete, in dem NDeye Marèame Farr am 14. Juli von einem Polizisten erschossen wurde.
Laut Angaben der Polizei war die Senegalesin in dieser Nacht gewaltsam in die Wohnung des von ihr getrennt lebenden Ehemannes, eines weißen Deutschen, eingedrungen, um das gemeinsame Kind abzuholen, das aber zu diesem Zeitpunkt bei den Eltern des Vaters untergebracht war. Nachdem der körperlich unterlegene Mann seine Ehefrau mehrmals vergeblich zum Gehen aufgefordert hatte, rief er die Polizei. Die zwei Beamten versuchten, die aufgebrachte 26-Jährige zu beruhigen, es kam aber zu einer Auseinandersetzung, in der sie einen Beamten mit einem Messer attackierte. Dieser konnte den Angriff abwehren, stürzte jedoch dabei. Da die Afrikanerin den Aufforderungen des zweiten Polizisten, das Messer wegzuwerfen, nicht folgte, sondern erneut zuzustechen versuchte, schoss ihr der Beamte mit seiner Dienstwaffe in den Oberkörper. Wenig später erlag sie im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Da der am Boden liegende Polizist sich in einer lebensbedrohlichen Situation befunden habe, geht die Staatsanwaltschaft von Nothilfe seines Kollegen aus.

»Das war keine Notwehr, sondern Mord«

Für die Organisatoren der Demonstration, diverse afrikanische Gruppen wie die Black Students Organisation, ist diese Schilderung nicht glaubwürdig. Für sie war die Tötung der Afrikanerin nicht Notwehr, sondern Mord. Die Frau sei nicht so kräftig gewesen, wie in dem Polizeibericht behauptet wurde. Zwei Polizisten hätten andere Möglichkeiten haben müssen, eine einzelne Frau unter Kontrolle zu bringen. »Und wenn ein Schuss tatsächlich die letzte Möglichkeit war, warum hat der Beamte dann auf den Oberkörper gezielt und nicht auf das Bein oder den Arm?« fragt Ngnoubamdjum. Die Black Students haben noch weitere Informationen, die sie zu Protest veranlassen. Der Beamte, der den tödlichen Schuss abfeuerte, leistet noch immer seinen Dienst bei der Polizei in Aschaffenburg. Die in Deutschland weilende Mutter der Erschossenen durfte bis Anfang dieser Woche die Leiche ihrer Tochter nicht sehen und identifizieren. Die Unterlagen und sämtliche Ermittlungsprotokolle sind »nicht pressefrei«.
Auf ND-Anfrage teilte die zuständige Staatsanwaltschaft Aschaffenburg mit, dass bis zum Ende der Woche keine Erklärungen abgegeben würden, da die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. Fraglich ist, ob Ndeye Marèame Farr das Recht hatte, das Kind von ihrem Mann zurückzufordern. Denn gegenüber der Berliner »tageszeitung« äußerte der Sprecher der Aschaffenburger Polizei, Winfried Schuck, dass nach gerichtlicher Festlegung das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht beim Vater läge.

Angehörige und Freunde wollen klagen

Nun wollen die Angehörigen der Senegalesin, Einzelpersonen und diverse afrikanische Verbände und Initiativen wegen Mordes klagen. Außerdem erhoben sie in ihrer Presseerklärung und in Redebeiträgen während des Trauermarsches mehrere Forderungen: Der Todesfall soll umfassend aufgeklärt und die beteiligten Beamten sollen zur Rechenschaft gezogen werden. Vom Innenministerium des Freistaates Bayern fordern sie, die politische Verantwortung für den Todesfall zu übernehmen. Die Bundesrepublik Deutschland soll die Kosten der Überführung der Leiche in den Senegal und der Trauerfeierlichkeiten tragen. Zuletzt verlangen sie, dass rassistische Tendenzen in Gesellschaft und staatlichen Strukturen aufgearbeitet werden, um ein gleichberechtigtes Leben unabhängig von Hautfarbe und Herkunft zu ermöglichen.
Laut Ngnoubamdjum werden der Black Students Organisation immer wieder Fälle bekannt, in denen Polizeibeamte gegenüber Schwarzen allzu vorschnell Schusswaffen ziehen oder versuchen, durch überhartes Vorgehen Situationen in den Griff zu bekommen.


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