HypoVereinsbank für Pleitewelle anfällig

Münchner Kreditinstitut trägt größtes Kreditrisiko

Auf dem seit längerem unter mangelnder Kauflust leidenden Börsenparkett sind es inzwischen die Finanztitel, die die Stimmung weiter drücken. Am Mittwoch veröffentlichte die HypoVereinsbank ihrer jüngsten Quartalszahlen und sorgte für einen deutlichen Dämpfer beim Dax.

Gleiten die großen deutschen Finanzinstitute in eine handfeste Bankenkrise oder nicht? Dies ist das derzeitige Hauptproblem, das die Frankfurter Börsianer umtreibt. Als am Mittwoch die HypoVereinsbank ihre aktuellsten Ergebnisse offerierte, erhielten die wachsenden Sorgen um die deutsche Finanzwirtschaft neue Nahrung. Der Deutsche Aktienindex Dax rutschte darauf hin kurzzeitig sogar wieder unter die Marke von 3000 Punkten und schloss schließlich mit einem Minus von 4,5 Prozent bei 3015 Zählern. Die Aktien der Münchner Bank selbst brachen gar um 14,5 Prozent ein, nachdem die Hiobsbotschaft bekannt geworden war, ihr Ergebnis vor Steuern ist von 1093 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum zum 30.September dieses Jahres auf 264 Millionen Euro und damit um 75,8 Prozent geschrumpft. In den Monaten Juli bis August lag das Betriebsergebnis gar bei einem Minus von 684 Millionen Euro. Wichtigste Ursachen sind die vor dem Hintergrund der anhaltenden Konjunkturflaute wachsenden Insolvenzzahlen in Deutschland und die Bonitätsverschlechterung in- und ausländischer Schuldner. Sie nötigen die Münchner Bank, die Kreditrisikovorsorge im gleichen Zeitraum um 85,5 Prozent auf nunmehr 2,48 Milliarden Euro aufzustocken, was ihre Spielräume für das operative Finanzgeschäft spürbar schmälert. An dem Beispiel zeige sich, so ein Fondsmanager, »dass die Banken immer noch Probleme haben und es immer noch große Insolvenzrisiken gibt, die die Banken treffen können«. Die HypoVereinsbank trifft das schwierige Umfeld der deutschen Kreditwirtschaft in besonderem Maße. Mit einem Umfang von etwa 450 Milliarden Euro hat das Münchner Institut das größte Kreditvolumen aller deutschen Banken zu tragen. Das macht es für die grassierende Pleitewelle besonders anfällig. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bank einer der Hauptgläubiger bei solch spektakulären Pleiten der jüngsten Geschichte wie der Kirch-Gruppe und von Fairchild Dornier ist. Diese schlugen so nachhaltig in ihr Kontor, dass von Beobachtern davon gesprochen wird, die Risikovorsorge müsse bis zum Jahresende sogar auf 3,3 Milliarden Euro aufgestockt werden. »Ob das das Ende der Fahnenstange ist, kann seriös nicht beantwortet werden«, rundete der Finanzvorstand Wolfgang Sprißler das düstere Zukunftsszenario seines Hauses ab. Sein gerade ins Amt eingeführter neuer Vorstandssprecher Dieter Rampl kündigte zugleich einen Umbau des Finanzkonzerns an. Mit einer stärkeren Konzentration auf das Kerngeschäft mit Privatkunden und mittelständischen Firmen sollen die Schäden in Grenzen gehalten werden. Darüber hinaus sind weitere Sparmaßnahmen geplant. »Wir können einen weiteren Personalabbau nicht ausschließen«, stellte Rampl in diesem Zusammenhang fest. Mit dem Offenbarungseid der HypoVereinsbank wurden die besorgten Stimmen um die mittelfristige Perspektive der deutschen Finanzwirtschaft lauter. So schätzt auch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Manfred Weber, ein: Die Erträge der deutschen Kreditinstitute hätten einen neuen Tiefpunkt erreicht. »Eine vergleichbare Situation hat es in Deutschland bislang noch nicht gegeben«, fügte er hinzu. Die Gefahr einer Pleite bei einer deutschen Großbank schloss er jedoch aus. Analysten befürchten indes weitere Negativschlagzeilen in den nächsten Wochen, wenn die Deutsche Bank, die Commerzbank sowie die Dresd...

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