Moskau bestätigt nun Einsatz von Fentanyl-Gas

Angriffe auf Tschetschenen/Achmed Sakajew in Haft

Die russischen Anti-Terror-Einheiten hätten beim Sturm auf das Moskauer Musical-Theater am Sonnabend keinen verbotenen Kampfstoff benutzt. Das betonte Russlands Gesundheitsminister Juri Schewtschenko am Mittwochabend - wie er sagte - »offiziell«.

Moskau/Berlin (ND-Heilig). Man habe zur Befreiung der 763 Geiseln einen Stoff auf der Basis von Fentanyl-Derivaten eingesetzt. Diese Angaben waren bereits am Vormittag durch die US-Botschaft bekannt geworden. Zur gleichen Zeit hatte Professor Ludwig von Meyer vom Rechtsmedizinischen Institut München vermutet, es sei das Narkosemittel Halothan verwandt worden. Er stützte sich auf Blutanalysen der beiden deutschen Geiseln, die im Klinikum »Rechts der Isar« behandelt worden waren. Abermals räumten gestern verschiedene Moskauer Behörden Versäumnisse bei der Rettung der Geiseln ein. Alle hätten gelebt, als sie aus dem Theater geschleppt wurden, bestätigte der Moskauer Amtsarzt, Andrej Selzowski. Durch den Tod zweier Patienten stieg die Zahl der Opfer in der Nacht zum Mittwoch auf 119. In den Kliniken litten immer noch 230 Ex-Geiseln an den Nachwirkungen des Gases. Medien berichteten, unterdessen hätten sich bereits entlassenen Geiseln wegen Schmerzen wieder in Behandlung begeben. Die Staatsanwaltschaft beendete am Mittwoch die Tatort-Untersuchungen in und vor dem Musical-Theater, ohne neue Erkenntnisse bekannt zu geben. Moskaus Miliz setzte ihre Razzien fort. Gleichzeitig registrierte die Polizei verstärkte Gewalttaten von Unbekannten gegen »Kaukasier«. Unter anderem ging ein Laden in Flammen auf. Laut Umfrage sind 82 Prozent der Russen so wie ihr Präsident Putin überzeugt, es gebe Verbindungen zwischen dem tschetschenischen und dem internationalen Terrorismus. Eine Kopenhagener Untersuchungsrichterin verfügte, dass über die von Moskau verlangte Auslieferung des am Mittwoch verhafteten tschetschenischen »Vizepremiers« Achmed Sakajew bis zum 12. November entschieden wird. Er hatte an einem von Moskau attackierten »Tschetschenischen Weltkongress« teilgenommen. In der abtrünnigen Kaukasus-Republik Tschetschenien selbst tötete die russische Armee gestern drei Aufständische. Wie die Moskauer Agentur Interfax meldete, gehörten sie angeblich zur Einheit des in Moskau erschossenen Terroristen-Anführers Mowsar Barajew. Es seien Pläne für Anschläge auf Bahnlinien in Tschetsc...

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