»Niemand fühlt sich verantwortlich«

Wie Anwalt Stefan Taschjian für die Entschädigung armenischer Kriegsgefangener kämpft

  • Wolfgang Hübner
  • Lesedauer: ca. 7.5 Min.
Eigentlich hat der Rechtsanwalt Stefan Taschjian genug zu tun. Eigentlich wollte er nebenbei und in Ruhe seine Doktorarbeit über Einflüsse des islamischen Rechts auf das europäische schreiben. Die Arbeit soll ein Erfolg werden. Schließlich hat Taschjian als einer der besten Jurastudenten seines Jahrgangs einen Ruf zu verlieren. Und eigentlich sollte die Sache mit der Entschädigung nur eine Gefälligkeit sein. Dass es anders kam, hat mit Taschjians Familiengeschichte zu tun. Mit einer historischen Schuld, die nach rund sechs Jahrzehnten noch nicht gesühnt ist. Und vielleicht auch mit der Hoffnung, einen großen Fall bravourös abzuschließen. Das allerdings würde er wohl nie so sagen. Nein, er spricht zunächst über Generationen übergreifende Lebenslinien, in deren Ergebnis er, Stefan Taschjian, Gerechtigkeit fordert. Ein Teil seiner Vorfahren stammt aus Armenien. Sein Großvater wurde bei den türkischen Pogromen an den Armeniern vor über 100 Jahren Waise. Deutschland war damals nicht unschuldig an den Massakern. Am Zweiten Weltkrieg und den Verbrechen gegen die Sowjetunion war Deutschland ganz und gar schuldig. Sobald Taschjian, der seit 1995 in Berlin lebt und einen deutschen Pass besitzt, einigermaßen ausführlich über das Thema Entschädigung spricht, vergisst er nicht, sich im Namen der Deutschen zur ...

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