Sonntagskind aus Ost-Provinz

Geldanlage nach ethischen Kriterien möglich

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

»Fair zu Mensch und Natur«, so lautet das Motto der neuen Ethik-Bank. Seit vergangenem Sonntag versucht das Tochterunternehmen der Volksbank Eisenberg Geld mit gutem Gewissen zu verdienen.

Die Produktpalette der Thüringer Genossen reicht vom schlichten Girokonto bis zum anspruchsvollen, ökologischen Investmentfonds aus der Schweiz. Das Besondere an dem neuen Geldhaus erklärt eine Sprecherin mit einem Satz: »Unsere Ethik-Bank ist eine Bank für ethische und ökologische Geldanlagen.« Das Geld der Kunden solle stets für Mensch und Natur investiert werden. Sichergestellt werden soll dies durch strenge Anlagekriterien und durch ein Förderkonzept mit Zinsverzicht. Zudem sehen sich die Eisenberger vollkommen unbescheiden als »erste gläserne Bank Deutschlands«.
Merkwürdigerweise fiel der Startschuss an einem Sonntag. »Beim Festlegen des Starttermins haben wir nicht in den Kalender geschaut«, gibt Pressesprecherin Sylke Schröder zu. So sei die Ethik-Bank zu einem Sonntagskind geworden. Die innovativen Banker aus der kleinen thüringischen Kreisstadt Eisenberg bieten nun bundesweit ethisch-ökologische Finanzprodukte online, per Brief, Telefon und Fax an. Die Auswahlkriterien der Ethik-Bank entsprechen in etwa den Bedingungen, wie sie einst vom früheren Branchenprimus Ökobank entwickelt wurden. So wollen die Eisenberger alle Unternehmen meiden, die Militärwaffen herstellen, Atomkraftwerke besitzen, Pflanzen gentechnisch verändern, ozonschädliche Chemikalien herstellen oder Kinder für sich arbeiten lassen. Damit sind Aktien von Daimler oder Adidas wohl tabu. Ebenso verpönt sind Staatsanleihen aus Ländern, die Menschenrechte verletzen. Dagegen wird von Geschäftspartnern erwartet, dass sie in ihrer Branche positive Standards verwirklichen, also etwa Papier möglichst umweltverträglich produzieren.
Risikobewussten Anlegern werden zwei Aktienfonds der Schweizer Bank Sarasin angeboten. Deren Wertentwicklung litt mit minus 14 bzw. 28 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten selbstverständlich unter der allgemeinen Börsenflaute. Immerhin investieren beide Fonds weltweit in Unternehmen, die, so die Ethik-Bank, das Spannungsverhältnis zwischen Ökonomie, Ökologie und sozialem Engagement in Einklang bringen. Trotzdem dürfte mancher potenzielle Anleger bei diesen Schweizer Spezialitäten, wie bei anderen öko-sozialen Investmentfonds auch, seine inhaltlichen Probleme mit der Zusammensetzung haben. So finden sich in den Sarasin-Fonds Aktien von IBM und Procter & Gamble, Bank of America und Citibank. Konzerne also, die des Öfteren in der öffentlichen Kritik standen. Verbraucherschützer beispielsweise werfen der Citibank vor, private Kredite viel zu leichtfertig zu vergeben und Menschen dadurch in die Schuldenfalle zu jagen.
Attraktiver für linke Kunden könnten dagegen Geldanlagen mit Zinsverzicht sein. Sparer können 0,25 Prozent ihrer Verzinsung spenden. So betragen die Zinsen für den Sparbrief der Ethik-Bank nach Abzug der Spende noch 3,75 Prozent, und sind damit höher als bei vielen normalen Banken. Die Zinsgutschrift fließt je nach Kundenwunsch automatisch in eines von drei Projekten, beispielsweise für den Wiederaufbau eines Waisenhauses im bulgarischen Plovdiv.
In der Eisenberger Jugendstilvilla herrscht Optimismus. Vorstandsvorsitzender Klaus Euler geht von einem stark wachsenden Markt für ethische Geldanlagen aus. Laut einer Studie der IMUG Investment Research, Hannover, sind 44Prozent der Bundesbürger bereit, ihr Geld nach ethisch-ökologischen Kriterien anzulegen. Vor fünf Jahren waren es nur 29 Prozent. Trotzdem bleiben die Ziele der Ethik-Bank bescheiden, binnen zwei Jahren will sie 2000 neue Kunden und ein Einlagenvolumen von 20 Millionen Euro erreichen.
Kontakt: Ethik-Bank, Martin-Luther-Straße 2, 07607 Eisenber...

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