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Beide PDS-Stadträte verzichten auf Amt

Lichtenbergs Sozialisten bleibt nur Bürgermeister

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Niemand stellte in Frage, dass sie wieder Stadträte im Lichtenberger Rathaus werden könnten. Das sollten Platz 5 und 6 für Ellen Homfeld und Tim Berning-Cziszkus auf der PDS-Liste deutlich machen, so Bezirkschefin Gesine Lötzsch gestern. Trotzdem verzichteten die beiden PDS-Stadträte bei der Hauptversammlung der Partei am Wochenende überraschend darauf, für das Bezirksparlament (BVV) zu kandidieren. Zugleich erklärten sie, für eine weitere Amtsperiode im Bezirksamt nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Jugendstadträtin Homfeld sagte auf der Versammlung, sie reagiere mit diesem Rückzug auf verletzende und demütigende Angriffe. Für eine Stellungnahme war sie am Montag nicht mehr zu erreichen, weil sie inzwischen in Urlaub ging. Kulturstadtrat Berning-Cziskus wollte sich nicht näher zu den Gründen für seinen Rückzug äußern. Er verwies auf die bei der Kandidatenkür abgegebene Erklärung. Darin bemängelt er, dass es ihm nicht gelungen sei, »den Ortsteil Hohenschönhausen kraftvoll im Bezirk Lichtenberg zu vertreten«. Außerdem verweist Berning-Cziszkus darauf, dass seine Themen Stadtentwicklung und Wirtschaft seien. Die Einarbeitung in die Ressortaufgaben Bildung, Kultur und Sport sei ihm nicht leicht gefallen und »sicher auch noch nicht so ganz gelungen«. Beide Stadträte waren zuletzt in die Kritik geraten. Homfeld wegen umstrittener Kita-Schließungen, Berning-Cziszkus wegen Sparplänen für Bibliotheken und das Heimatmuseum Hohenschönhausen. Trotzdem rechnete niemand mit ihrem Abgang. Berning-Cziszkus war sogar noch mit einer Unterschriften-Liste zur Hauptversammlung erschienen. Die Unterschriften hätte er als Parteiloser für eine Kandidatur benötigt. Er habe ziemlich lange darüber nachgedacht, sagte Berning-Cziszkus dem ND. Am Dienstag habe er sich noch zu einer Kandidatur bereit erklärt, am Freitag dann dagegen entschieden. Wie es jetzt beruflich weitergehe, darüber habe er sich noch keine Gedanken gemacht. Die PDS muss sich jetzt Gedanken machen, wie sie ein künftiges Bezirksamt um PDS-Bürgermeister Wolfram Friedersdorff (Listenplatz 1) besetzt. Zwar meint Lötzsch, es sei kein Problem, in der PDS geeignetes Personal zu finden. Trotzdem empfinden viele Genossen den Abgang von Homfeld und Berning-Cziszkus als Verlust. In Parteikreisen geht man davon aus, sie seien wegen enormer Belastungen amtsmüde. Als Nachfolger der Jugendstadträtin beide den Jugendausschuss-Chef Michael Grunst vor. Da es Stadträte ohne BVV-Mandat gibt, muss die PDS über Kandidaten für diese Posten erst nach der Wahl entscheiden.

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