Dreifacher Moto-Cross-Weltmeister genießt den Ruhestand

Teterower Bergringrennen faszinierte ihn / Suzuki bot ihm drei Millionen Mark

In den 60er Jahren war Paul Friedrichs auf den Moto-Cross-Pisten dieser Welt zu Hause und seiner Konkurrenz ein gefürchteter Gegner. Zwischen 1966 und 1968 wurde er drei Mal in der Klasse bis 500 ccm Weltmeister. Hinzu kommen zwei Vize-WM-Titel. Schließlich war er - zählt man die Mannschaftstitel mit - 23 Mal deutscher Meister. Heute lebt der 62-Jährige in Born auf dem Darss.

ND: Was macht eigentlich ein ehemaliger Weltmeister heute den ganzen Tag?
Friedrichs: Er genießt den Ruhestand. Nein! Tatsächlich ist es so, wie es im Slogan heißt: »Rentner haben niemals Zeit.« Ich unterstütze meine Frau, die selbstständig ist und viel unterwegs sein muss. Und dann gehe ich mit meinem Rauhaarteckel Waldi leidenschaftlich gern auf die Jagd. Die Hege und Pflege des Wildes hier in den Wäldern des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft nimmt mich ganz schön in Anspruch.

Sie kamen in Ihrer aktiven Rennfahrerzeit auf 28 Grand-Prix-Siege. Welchen würden Sie im Nachhinein als den wertvollsten bezeichnen?
Eindeutig den letzten 1968 in Wohlen in der Schweiz. Die Saison war für mich nicht optimal gelaufen. Nach einem Schlüsselbeinbruch drei Wochen zuvor musste ich das letzte Rennen unbedingt gewinnen, um den WM-Titel zum dritten Mal in Folge zu holen. Und niemand traute mir das nach der Verletzung zu. Weil mir das Unmögliche in der Wohlener Schlammschlacht dennoch gelang, wurde ich mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister vor dem Engländer John Bangs.

Wie viel Kilometer haben Sie in Ihrem Leben auf dem Motorrad zurückgelegt?
Ehrlich gesagt, darüber habe ich kein Buch geführt. Interessant wäre es aber schon, darüber nachzudenken und die zurückgelegte Strecke zu errechnen. Ein paar Erdumrundungen kommen heraus.

Sie starteten einst für Dynamo Erfurt. Was verschlägt einen Wahl-Thüringer an die Ostsee?
Die Heimat und die festen Wurzeln, die mich mit ihr verbinden. Denn ich bin ja hier oben im Nordosten geboren. Als sich dann vor ein paar Jahren die Möglichkeit bot, in Born ein Nest zu bauen, packte ich die Gelegenheit beim Schopfe.

Haben Sie damit nicht die Verbindung zu Ihrem Sport gekappt und den Kontakt zu den einstigen Sportfreunden verloren?
Im Zeitalter der Mobilität sind ein paar hundert Kilometer keine Entfernung mehr. Wenn man sich treffen möchte, kann man das hier wie dort tun. Unlängst fand ein »Treffen der Alten« in Templin statt. Der Allgemeine Deutsche Motorsport Verband (ADMV) hatte es organisiert. Außerdem: So fernab vom Rennsport lebe ich gar nicht. Der MC Barth liegt quasi vor der Haustür. Dort bin ich Ehrenmitglied.

Ärgert Sie es, wenn Medien gelegentlich den altbundesdeutschen Fahrer Pit Beirer zum einzigen deutschen Fast-Weltmeister in Ihrer Disziplin stempeln?
Ärgerlich ist das schon, aber das geht nicht nur mir so. Auch andere erfolgreiche DDR-Sportler sind dieser Geschichtsklitterung ausgesetzt. Was das allerdings mit Vereinigung zu tun hat, wenn man die Leistungen des einen völlig ignoriert, ist nicht plausibel zu erklären.

Welche Gründe sind in Ihren Augen die wichtigsten für Ihren Erfolg?
Wer erfolgreich Moto-Cross-Rennen fahren will, muss alles diesem Sport unterordnen. Aber es macht Spaß, gebündelte Pferdestärken im Gelände zu zügeln.

Aus Ihrer Antwort spricht ein wenig Verbundenheit zur Landwirtschaft.
Meine Kindheit verlebte ich auf dem Bauernhof. Mit PS hatte ich also von Kindesbeinen an zu tun. Folgerichtig wurde ich Traktorist in Abtshagen im heutigen Landkreis Nordvorpommern.

Könnte es sein, dass Sie mit dem Beruf bereits die Grundlage für die sportlichen Erfolge gelegt haben?
Was das Gefühl für die Technik angeht, war das sicherlich nicht zum Nachteil.

Und woher kam denn der Drang zum Motorrennsport?
Als 12-Jähriger war ich erstmals auf dem Teterower Bergring. Dort sah ich den »Roten Teufel« Artur Flemming oder die Brüder Hans und Manfred Zierk aus Tribsees. Die faszinierten mich. Übrigens finde ich bemerkenswert, dass das Teterower Bergringrennen überlebt hat und noch immer ausgetragen wird.

Und deren Fahrweise faszinierte Sie...
In der Tat. In der Folgezeit träumte ich davon, einmal selbst auf einer Rennmaschine sitzen zu können.

Wie erfüllten Sie sich den Traum?
Während meiner Lehrzeit war es in der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) möglich, Motorradfahren zu lernen. Und irgendwann bekam ich eine RT 125. Die wurde zu einem »Feuerstuhl«, zu einer Rennmaschine umfrisiert. Zum 18. Geburtstag erhielt ich eine 350er Jawa geschenkt. Fortan waren die »Weißen Mäuse« von der Verkehrspolizei meine besten Freunde. Aber ich lenkte meinen Hang zu höheren Geschwindigkeiten weg von der Straße und hin auf die Rennpisten.

Wo unternahmen Sie Ihre ersten Tempofahrten sportlicher Art?
Den ersten Lorbeer konnte ich in den Franzburger Hellbergen erringen. Das war eine wunderschöne Cross-Strecke im Kreis Stralsund, die leider nicht mehr existiert, weil sie in einem Wasserschutzgebiet liegt.

In der Formel 1 werden horrende Summen verdient. Wie denken Sie darüber?
Das sind völlig unrealistische und überzogene Summen. Sie stehen in keinem Verhältnis zu anderen Leistungen.

Aber einen schönen Batzen Geld ist der Rennsport doch wohl wert oder?
Ja, schon. Und wenn Sie schon so fragen, will ich auch ein wenig aus der Schule plaudern: Auch ich hatte ein Angebot von Suzuki. Ich sollte drei Millionen Mark Jahresgage erhalten. Aber es führte zu DDR-Zeiten kein Weg dahin, den Vertrag einzugehen. Ich hatte dem damaligen DTSB-Vorstand vorgeschlagen, dass der Staat davon zwei Millionen erhält und ich den Rest. Es war ein vergebliches Angebot.

Gespräch Jochen FischerND: Was macht eigentlich ein ehemaliger Weltmeister heute den ganzen Tag?
Friedrichs: Er genießt den Ruhestand. Nein! Tatsächlich ist es so, wie es im Slogan heißt: »Rentner haben niemals Zeit.« Ich unterstütze meine Frau, die selbstständig ist und viel unterwegs sein muss. Und dann gehe ich mit meinem Rauhaarteckel Waldi leidenschaftlich gern auf die Jagd. Die Hege und Pflege des Wildes hier in den Wäldern des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft nimmt mich ganz schön in Anspruch.

Sie kamen in Ihrer aktiven Rennfahrerzeit auf 28 Grand-Prix-Siege. Welchen würden Sie im Nachhinein als den wertvollsten bezeichnen?
Eindeutig den letzten 1968 in Wohlen in der Schweiz. Die Saison war für mich nicht optimal gelaufen. Nach einem Schlüsselbeinbruch drei Wochen zuvor musste ich das letzte Rennen unbedingt gewinnen, um den WM-Titel zum dritten Mal in Folge zu holen. Und niemand traute mir das nach der Verletzung zu. Weil mir das Unmögliche in der Wohlener Schlammschlacht dennoch gelang, wurde ich mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister vor dem Engländer John Bangs.

Wie viel Kilometer haben Sie in Ihrem Leben auf dem Motorrad zurückgelegt?
Ehrlich gesagt, darüber habe ich kein Buch geführt. Interessant wäre es aber schon, darüber nachzudenken und die zurückgelegte Strecke zu errechnen. Ein paar Erdumrundungen kommen heraus.

Sie starteten einst für Dynamo Erfurt. Was verschlägt einen Wahl-Thüringer an die Ostsee?
Die Heimat und die festen Wurzeln, die mich mit ihr verbinden. Denn ich bin ja hier oben im Nordosten geboren. Als sich dann vor ein paar Jahren die Möglichkeit bot, in Born ein Nest zu bauen, packte ich die Gelegenheit beim Schopfe.

Haben Sie damit nicht die Verbindung zu Ihrem Sport gekappt und den Kontakt zu den einstigen Sportfreunden verloren?
Im Zeitalter der Mobilität sind ein paar hundert Kilometer keine Entfernung mehr. Wenn man sich treffen möchte, kann man das hier wie dort tun. Unlängst fand ein »Treffen der Alten« in Templin statt. Der Allgemeine Deutsche Motorsport Verband (ADMV) hatte es organisiert. Außerdem: So fernab vom Rennsport lebe ich gar nicht. Der MC Barth liegt quasi vor der Haustür. Dort bin ich Ehrenmitglied.

Ärgert Sie es, wenn Medien gelegentlich den altbundesdeutschen Fahrer Pit Beirer zum einzigen deutschen Fast-Weltmeister in Ihrer Disziplin stempeln?
Ärgerlich ist das schon, aber das geht nicht nur mir so. Auch andere erfolgreiche DDR-Sportler sind dieser Geschichtsklitterung ausgesetzt. Was das allerdings mit Vereinigung zu tun hat, wenn man die Leistungen des einen völlig ignoriert, ist nicht plausibel zu erklären.

Welche Gründe sind in Ihren Augen die wichtigsten für Ihren Erfolg?
Wer erfolgreich Moto-Cross-Rennen fahren will, muss alles diesem Sport unterordnen. Aber es macht Spaß, gebündelte Pferdestärken im Gelände zu zügeln.

Aus Ihrer Antwort spricht ein wenig Verbundenheit zur Landwirtschaft.
Meine Kindheit verlebte ich auf dem Bauernhof. Mit PS hatte ich also von Kindesbeinen an zu tun. Folgerichtig wurde ich Traktorist in Abtshagen im heutigen Landkreis Nordvorpommern.

Könnte es sein, dass Sie mit dem Beruf bereits die Grundlage für die sportlichen Erfolge gelegt haben?
Was das Gefühl für die Technik angeht, war das sicherlich nicht zum Nachteil.

Und woher kam denn der Drang zum Motorrennsport?
Als 12-Jähriger war ich erstmals auf dem Teterower Bergring. Dort sah ich den »Roten Teufel« Artur Flemming oder die Brüder Hans und Manfred Zierk aus Tribsees. Die faszinierten mich. Übrigens finde ich bemerkenswert, dass das Teterower Bergringrennen überlebt hat und noch immer ausgetragen wird.

Und deren Fahrweise faszinierte Sie...
In der Tat. In der Folgezeit träumte ich davon, einmal selbst auf einer Rennmaschine sitzen zu können.

Wie erfüllten Sie sich den Traum?
Während meiner Lehrzeit war es in der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) möglich, Motorradfahren zu lernen. Und irgendwann bekam ich eine RT 125. Die wurde zu einem »Feuerstuhl«, zu einer Rennmaschine umfrisiert. Zum 18. Geburtstag erhielt ich eine 350er Jawa geschenkt. Fortan waren die »Weißen Mäuse« von der Verkehrspolizei meine besten Freunde. Aber ich lenkte meinen Hang zu höheren Geschwindigkeiten weg von der Straße und hin auf die Rennpisten.

Wo unternahmen Sie Ihre ersten Tempofahrten sportlicher Art?
Den ersten Lorbeer konnte ich in den Franzburger Hellbergen erringen. Das war eine wunderschöne Cross-Strecke im Kreis Stralsund, die leider nicht mehr existiert, weil sie in einem Wasserschutzgebiet liegt.

In der Formel 1 werden horrende Summen verdient. Wie denken Sie darüber?
Das sind völlig unrealistische und überzogene Summen. Sie stehen in keinem Verhältnis zu anderen Leistungen.

Aber einen schönen Batzen Geld ist der Rennsport doch wohl wert oder?
Ja, schon. Und wenn Sie schon so fragen, will ich auch ein wenig aus der Schule plaudern: Auch ich hatte ein Angebot von Suzuki. Ich sollte drei Millionen Mark Jahresgage erhalten. Aber es führte zu DDR-Zeiten kein Weg dahin, den Vertrag einzugehen. Ich hatte dem damaligen DTSB-Vorstand vorgeschlagen, dass der Staat davon zwei Millionen erhält und ich den Rest. Es war ein vergebliches Angebot.

Gespräch Jochen Fischer

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