Alle sind dafür. Deshalb hofft das Spandauer Bündnis gegen Rechts, dass ein Mahnmal für die Zwangsarbeiter in der Nazizeit noch Ende des Jahres aufgestellt werden kann. Ein Entwurf des Falkenseer Künstlers Ingo Wellmann liegt schon vor. Danach würde eine stilisierte Personengruppe eine schwere Last tragen. Der Sockel ließe Platz für eine Inschrift mit einem Vermerk über die Zahl der Zwangsarbeiter in Spandau.
Die Kosten betragen rund 20000 Euro, sagt Rüdiger Lötzer, Sprecher des Bündnisses und früher Mitarbeiter der PDS im Bundestag. Je 500 Euro spendeten bereits die Rosa-Luxemburg-Stiftung, der PDS-Landesvorstand und die Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt. Die noch fehlende Summe soll durch Lottomittel aufgebracht werden. Der entsprechende Antrag ist eingereicht. Der Lotto-Rat könnte ihn theoretisch schon bei seiner nächsten Sitzung in einigen Wochen bewilligen, so Lötzer. Einen positiven Bescheid gebe es allerdings nur, wenn der Bezirk sich vorher zu dem Mahnmal bekennt und einen Standort festlegt.
Die Chancen dafür stehen denkbar gut. SPD, PDS, Grüne und FDP befürworten das Projekt. Auch Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz (CDU) unterstützt ein Denkmal. Die CDU-Fraktion muss sich noch formal verständigen. Dann könnte die Bezirksverordnetenversammlung einmütig beschließen.
Der springende Punkt ist noch der Standort. Am besten stünde das Mahnmal an einem Ort des historischen Geschehens mit hohem Publikumsverkehr, erklärt Lötzer. Aber so etwas ist kaum zu finden. Die Industriegebiete, wo die Zwangsarbeiter einst in Rüstungswerken ausgebeutet wurden, sind etwas abgelegen. Deshalb favorisierte das Bündnis zunächst den zentralen Münsingerpark, der sich zwischen Bahnhof und Rathaus befindet. Doch der Münsingerpark soll in den kommenden Jahren umgestaltet werden und scheidet deshalb aus.
Seinetwegen könne das Mahnmal auch direkt am Rathaus stehen, meint Bürgermeister Birkholz. Lötzer freut sich über diesen Vorschlag. Ein besser Ort sei kaum vorstellbar. Trotzdem möchte das Bündnis bei einem Rundgang am Freitag auch noch andere Varianten in Augenschein nehmen. Lötzer nennt Nicolaikirche, Bismarckplatz, Paulstern und Haselhorster Damm. Die IG Metall ist bereit, sich später um eventuell notwendige Reinigungen des Denkmals zu kümmern.
Der Künstler Ingo Wellmann schuf mit Jugendlichen bereits ein Mahnmal am ehemaligen KZ-Außenlager Falkensee. In Spandau mussten zeitweise bis zu 40000 Menschen Zwangsarbeit leisten, unter anderem in Firmen wie Spandauer Stahlindustrie, Spreewerk, Deutsche Industrie-Werke oder Siemens.
Standortsuche für Mahnmal, 21. Februar, ab 14 Uhr, Nicolaikirche, Carl-Schurz-Str.