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Trotz Enzyklika: Gemeinsam feiern
Basis will auch thematische Kontrapunkte setzen
Die Dresdnerin Eva-Maria Kiklas (geboren 1937) engagiert sich seit Jahren bei »Wir sind Kirche«, einem Zusammenschluss von kritischen Katholiken. Sie ist Mitglied im Präsidium des Ökumenischen Kirchentages. Mit ihr sprach Nils Floreck.
ND: Was ist eigentlich das Besondere an diesem Ökumenischen Kirchentag?Kiklas: Der Ökumenische Kirchentag ist das erste große gemeinsame Treffen der Konfessionen in Deutschland seit der Reformation. Schon 1971 auf dem Ökumenischen Pfingsttreffen in Augsburg hatte man beschlossen, in zwei Jahren einen gemeinsamen Kirchentag durchzuführen. 30 Jahre hat es gedauert, bis es endlich dazu gekommen ist.
Gab es in der Vorbereitung Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit?
Alle brachten viel guten Willen für ein fruchtbares Miteinander ein. Trotzdem gab es einige Probleme. Bei der Vorbereitung auf den Ökumenischen Kirchentag mussten sich die evangelischen und katholischen Vorbereitungsgremien auf einheitliche Verfahren einigen.
Dazu kommen noch die Unterschiede in den Strukturen beider Kirchen. Die evangelische Kirche basiert auf einer synodalen Struktur. Es gibt also ein demokratisches Gremium, in dem auch Laien wichtige Fragen mitentscheiden. Die katholische Kirche dagegen hat eine hierarchische Struktur, die sich auch auf die Organisation der Katholikentage auswirkt.
Ich habe den Eindruck, dass bei der Vorbereitung des Ökumenischen Kirchentages in vielen Dingen eine Dominanz der katholischen Kirche zu spüren war. Das wurde in den Diskussionen und auch bei der Besetzung der Gottesdienste deutlich. Eines der größten Probleme ist natürlich die gegenseitige Gastfreundschaft. Da hat sich eindeutig die katholische Kirche durchgesetzt. Die evangelische Kirche hat Konzessionen gemacht, um den Kirchentag nicht zu gefährden.
Wo liegt das Problem bei der gegenseitigen Gastfreundschaft?
Die evangelische Kirche gewährt grundsätzlich allen Getauften in ihren Gottesdiensten Gastfreundschaft. Die katholische Seite signalisiert zwar immer, dass sie das gemeinsame Abendmahl wünscht, sagt aber gleichzeitig, dass die Unterschiede zwischen beiden Kirchen gerade beim Abendmahl zu groß sind. Das Schlagwort ist immer, es sei noch nicht so weit.
Dazu haben die Basisbewegungen aber eine ganz andere Meinung. Es gibt aus unserer Sicht keine theologischen Gründe, die das gemeinsame Abendmahl verhindern. Das einzige Hindernis ist die Amtsfrage. Dieses Problem ist schon auf dem Treffen in Augsburg 1971 benannt worden. Bereits damals wurde klar gesagt, dass die Amtsfrage kein Hinderungsgrund für ein gemeinsames Abendmahl sein darf. Die Probleme sind schon sehr alt.
Trotz des Verbots in der Enzyklika des Papstes soll es in Berlin zwei Gottesdienste geben, bei denen eine gegenseitige Einladung zum gemeinsamen Mahl gewährt werden soll. Von katholischen und auch von evangelischen Bischöfen gab es deshalb Sanktionsdrohungen.
Ich finde es schlimm, dass gerade im Zusammenhang mit diesem Sakrament mit Sanktionen gedroht wird. Beim Abendmahl geht es um Einheit und Versöhnung. Es ist ein Skandal, dass man Menschen unter ein solches Verdikt stellt, und glaubt, damit abschrecken zu können. Aber diejenigen, die diese Gottesdienste mit gegenseitiger Gastfreundschaft planen, wissen um die Konsequenzen und werden es trotzdem tun.
Wie zentral ist der Streit um das Abendmahl? Gibt es nicht viel wichtigere Dinge?
Es hat sich bei der Vorbereitung immer wieder erwiesen, wie zentral die Frage nach dem gemeinsamen Abendmahl ist. Schon auf der ersten Sitzung des Kirchentagspräsidiums gab es fast keinen Redner, der nicht irgendwie auf dieses Thema kam. Das Abendmahl ist einfach das wichtigste Kriterium dafür, wie ernst es den Kirchen mit einer wirklich gegenseitigen Akzeptanz und Anerkennung ist.
Aber es gibt natürlich auch ganz wichtige andere Themen. Deshalb bieten die Basisorganisationen auch nicht nur die gemeinsamen Gottesdienste an. Die Initiative Kirche von unten gestaltet unter anderem ein großes Afrika-Zentrum und debattiert außerdem mit Dorothee Sölle, Elmar Altvater und Sven Giegold über »Gott oder Mammon?«. Die Organisation »Wir sind Kirche« diskutiert unter anderem über »Frauen-Macht-Amt«. Dabei geht es vor allem um die Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche.
Wird es weitere Ökumenische Kirchentage geben?
Offiziell wird man hinterher von einem großen Erfolg sprechen und sagen, dass es weitere Kirchentage geben wird. Ich bin da allerdings etwas skeptischer. Denn es wird auf diesem Kirchentag eine gegenseitige Gastfreundschaft geben, obwohl das der Papst in seiner Enzyklika klar verboten hat. Um diesem Problem auszuweichen, wird es vermutlich nicht wieder so schnell ökumenische Kirchentage geben.
Aber eigentlich macht es keinen Sinn, nach diesem ökumenischen Kirchentag wieder getrennt konfessionelle Kirchentage zu organisieren. Wenn man als Kirche in dieser Welt noch eine Stimme haben will, kann man sie nur gemeinsam haben.
Interview: Nils FloreckND: Was ist eigentlich das Besondere an diesem Ökumenischen Kirchentag?
Kiklas: Der Ökumenische Kirchentag ist das erste große gemeinsame Treffen der Konfessionen in Deutschland seit der Reformation. Schon 1971 auf dem Ökumenischen Pfingsttreffen in Augsburg hatte man beschlossen, in zwei Jahren einen gemeinsamen Kirchentag durchzuführen. 30 Jahre hat es gedauert, bis es endlich dazu gekommen ist.
Gab es in der Vorbereitung Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit?
Alle brachten viel guten Willen für ein fruchtbares Miteinander ein. Trotzdem gab es einige Probleme. Bei der Vorbereitung auf den Ökumenischen Kirchentag mussten sich die evangelischen und katholischen Vorbereitungsgremien auf einheitliche Verfahren einigen.
Dazu kommen noch die Unterschiede in den Strukturen beider Kirchen. Die evangelische Kirche basiert auf einer synodalen Struktur. Es gibt also ein demokratisches Gremium, in dem auch Laien wichtige Fragen mitentscheiden. Die katholische Kirche dagegen hat eine hierarchische Struktur, die sich auch auf die Organisation der Katholikentage auswirkt.
Ich habe den Eindruck, dass bei der Vorbereitung des Ökumenischen Kirchentages in vielen Dingen eine Dominanz der katholischen Kirche zu spüren war. Das wurde in den Diskussionen und auch bei der Besetzung der Gottesdienste deutlich. Eines der größten Probleme ist natürlich die gegenseitige Gastfreundschaft. Da hat sich eindeutig die katholische Kirche durchgesetzt. Die evangelische Kirche hat Konzessionen gemacht, um den Kirchentag nicht zu gefährden.
Wo liegt das Problem bei der gegenseitigen Gastfreundschaft?
Die evangelische Kirche gewährt grundsätzlich allen Getauften in ihren Gottesdiensten Gastfreundschaft. Die katholische Seite signalisiert zwar immer, dass sie das gemeinsame Abendmahl wünscht, sagt aber gleichzeitig, dass die Unterschiede zwischen beiden Kirchen gerade beim Abendmahl zu groß sind. Das Schlagwort ist immer, es sei noch nicht so weit.
Dazu haben die Basisbewegungen aber eine ganz andere Meinung. Es gibt aus unserer Sicht keine theologischen Gründe, die das gemeinsame Abendmahl verhindern. Das einzige Hindernis ist die Amtsfrage. Dieses Problem ist schon auf dem Treffen in Augsburg 1971 benannt worden. Bereits damals wurde klar gesagt, dass die Amtsfrage kein Hinderungsgrund für ein gemeinsames Abendmahl sein darf. Die Probleme sind schon sehr alt.
Trotz des Verbots in der Enzyklika des Papstes soll es in Berlin zwei Gottesdienste geben, bei denen eine gegenseitige Einladung zum gemeinsamen Mahl gewährt werden soll. Von katholischen und auch von evangelischen Bischöfen gab es deshalb Sanktionsdrohungen.
Ich finde es schlimm, dass gerade im Zusammenhang mit diesem Sakrament mit Sanktionen gedroht wird. Beim Abendmahl geht es um Einheit und Versöhnung. Es ist ein Skandal, dass man Menschen unter ein solches Verdikt stellt, und glaubt, damit abschrecken zu können. Aber diejenigen, die diese Gottesdienste mit gegenseitiger Gastfreundschaft planen, wissen um die Konsequenzen und werden es trotzdem tun.
Wie zentral ist der Streit um das Abendmahl? Gibt es nicht viel wichtigere Dinge?
Es hat sich bei der Vorbereitung immer wieder erwiesen, wie zentral die Frage nach dem gemeinsamen Abendmahl ist. Schon auf der ersten Sitzung des Kirchentagspräsidiums gab es fast keinen Redner, der nicht irgendwie auf dieses Thema kam. Das Abendmahl ist einfach das wichtigste Kriterium dafür, wie ernst es den Kirchen mit einer wirklich gegenseitigen Akzeptanz und Anerkennung ist.
Aber es gibt natürlich auch ganz wichtige andere Themen. Deshalb bieten die Basisorganisationen auch nicht nur die gemeinsamen Gottesdienste an. Die Initiative Kirche von unten gestaltet unter anderem ein großes Afrika-Zentrum und debattiert außerdem mit Dorothee Sölle, Elmar Altvater und Sven Giegold über »Gott oder Mammon?«. Die Organisation »Wir sind Kirche« diskutiert unter anderem über »Frauen-Macht-Amt«. Dabei geht es vor allem um die Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche.
Wird es weitere Ökumenische Kirchentage geben?
Offiziell wird man hinterher von einem großen Erfolg sprechen und sagen, dass es weitere Kirchentage geben wird. Ich bin da allerdings etwas skeptischer. Denn es wird auf diesem Kirchentag eine gegenseitige Gastfreundschaft geben, obwohl das der Papst in seiner Enzyklika klar verboten hat. Um diesem Problem auszuweichen, wird es vermutlich nicht wieder so schnell ökumenische Kirchentage geben.
Aber eigentlich macht es keinen Sinn, nach diesem ökumenischen Kirchentag wieder getrennt konfessionelle Kirchentage zu organisieren. Wenn man als Kirche in dieser Welt noch eine Stimme haben will, kann man sie nur gemeinsam haben.
Interview: Nils Floreck
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