Eine am 13. Mai eröffnete Ausstellung im Potsdamer Haus der Natur begibt sich auf Spurensuche nach Frauen in den Anfängen des Naturschutzes. Außerdem wird hier an eine Frau erinnert, die in diesen Tagen 90 Jahre alt geworden wäre: Erna Kretschmann.
In der Geschichte des Naturschutzes war bisher kaum von Frauen die Rede. Die Ausstellung zeigt an fünf Beispielen, wie sich bürgerliche Frauen in der Zeit von der Jahrhundertwende bis 1933 im Naturschutz engagierten. Regine Auster vom Förderverein »Haus der Natur« erinnerte bei der Eröffnung auf das damalige Rollenverständnis, das die Möglichkeiten der Frauen stark einschränkte. Schon die damalige Mode - knöchellange Kleider, Korsetts und aufwändige Frisuren - verhinderte die Betätigung im Freien. Auch eingeschränkte Bildungsmöglichkeiten erschwerten den Frauen, sich zu engagieren. Im staatlichen Naturschutz waren in leitenden Stellen kaum Frauen vertreten. Auch in Naturschutzvereinen war ihr Anteil gering. Eine Ausnahme: Lina Hähnle (1851-1941), die 1898 den Bund für Vogelschutz (BfV) gründete und 40 Jahre lang leitete - trotz vieler familiärer Verpflichtungen; immerhin war sie Mutter von sechs Kindern. 1928 hatte der BfV bereits über 100 Schutzgebiete eingerichtet. Dessen 40000 Mitglieder kamen aus fast allen sozialen Schichten. Die örtlichen Gruppen wurden zu 40 Prozent von Frauen geleitet. Aus dem BfV ging später der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hervor.
Elisabeth Rudorff (1879-1963) setzte die Arbeit ihres Vaters Ernst Rudorff, der den Natur- und Heimatschutz in Deutschland begründete, nach dessen Tod fort. Sie war Gründungsmitglied des Volksbundes Naturschutz. Theda Behme (1877-1961) kämpfte als Journalistin gegen die Verunstaltung der Landschaft durch zunehmende Außenreklame, ein Reizthema der 20er Jahre. Margarete Ida Boie (1880-1946) ging es um einen sanften Inseltourismus zum Wohle von Naturschönheiten unter anderem auf der Insel Sylt. Schließlich wird an die Berlinerin Margot Büttner (1900-1987) erinnert, die den Volksbund Naturschutz in Berlin mit aufbaute, dessen Geschäfte bis 1977 leitete sowie Exkursionen und Tagungen wie die »Märkischen Naturschutztage« organisierte.
Neben den fünf bürgerlichen Frauen gilt das Interesse der Ausstellung noch einer Frau anderer sozialer Herkunft. Aus Bad Freienwalde waren zur Eröffnung Kerstin Götter vom Förderverein Haus der Naturpflege und Kurt Kretschmann angereist, um über das Wirken von Erna Kretschmann zu berichten. Von den 63 Jahren gemeinsamen Lebens haben Kurt und Erna 52 für den Naturschutz gearbeitet, die erste Lehrstätte für Naturschutz in der Welt geschaffen und die Eule als Naturschutzzeichen »erfunden«.
Die Ausstellung »Spurensuche - Frauen in den Anfängen des Naturschutzes 1900-1933« ist im Haus der Natur, Potsdam, Lindenstraße 34, zu besichtigen.
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