Busch oder nicht Busch - das ist hier die Frage
Irrungen und Wirrungen über einen Zirkusnamen
Alles ging mit dem Ende der DDR den Bach runter, der Zirkus wurde in eine Berliner Circus Union umgewandelt, dann von der Treuhandanstalt durch einen Liquidator zerlegt, ausgeweidet und verschleudert, bis nichts mehr übrig blieb. Nun erlebt er in Variationen eine seltsame Auferstehung. Zwei Elefanten und Teile des Inventars gingen damals an den Zirkus Charivari über, der aber nicht der Nachfolger des DDR-Staatszirkusses war. Und der letzte Direktor war Direktor zu einer Zeit, da es weder die DDR, noch einen DDR-Staatszirkus mehr gab.
Und dann wurden auch noch Namen weitergereicht, verkauft oder erworben. Legenden bewegen sich um den Namen »Zirkus Busch«, der für verschiedene Einrichtungen eine Nutzung fand. Tatsächlich gab es in der deutschen Zirkusgeschichte zwei Mal Zirkus Busch, die aber nichts miteinander zu tun hatten, höchstens, dass die Namensgleichheit beiden Einrichtungen möglicherweise nicht ungelegen kam und beide Seiten den Traditionsnamen für sich nutzten.
Da gab es den Zirkus Busch, der in den DDR-Staatszirkus eingegangen war. Der stammt eigentlich aus dem Westen und hatte seine Ursprünge in Nürnberg, beim dortigen Zirkus von Jacob Busch.
Der andere - Berliner Zirkus - Busch hatte seine Wirkungsstätte im östlichen Teil Berlins, war in den Nachkriegsjahren in Westberlin beheimatet und verfügt über eine mehr als 100-jährige Zirkustradition. Sie wird heute vom Circus Busch-Roland weitergeführt. Urvater dieses Zirkus Busch war der Reitlehrer Paul Busch, der das Unternehmen 1884 im dänischen Svendborg etablierte, 1891 nach Hamburg und 1895 nach Berlin zog. Weitergeführt wurde er ab 1918 von Paula Busch, der Tochter des Gründers. Paula Busch wurde zur Artisten-Legende, wagte nach dem Krieg den Neuanfang und schrieb ein Stück Westberliner Zirkusgeschichte. Doch musste sie - zwei Monate, nachdem sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde - nach Pech und Pannen 1961 in Konkurs gehen. Geblieben war der Name und das gerichtlich garantierte Recht von Paula Busch, ihn weiterzuverkaufen. 1963 gelangte er nach Bremen zum dortigen Zirkus Roland und es entstand der Zirkus Busch-Roland.
An die Spitze des Unternehmens trat Heinz Geier, der dann auch den Namen Busch als Künstlernamen hinzufügte. Nach der Wende erwarb Heinz Geier-Busch schließlich auch die Namensrechte jenes Zirkus Busch, der in den Staatszirkus der DDR eingegangen war. Geier-Busch hatte Pläne, wieder ein festes Zirkushaus im Osten Berlins am Monbijou-Park oder an der Jannowitzbrücke zu errichten. Doch die Pläne wurden nicht realisiert: das Geld fehlte, die Plätze wurden nicht genehmigt und 1994 starb Heinz Geier-Busch. Der Name Busch-Roland aber blieb und ging an Oliver Geier-Busch über.
Daneben gibt es noch den Zirkus Busch, der gerade in Hellersdorf gastierte. Namensgeber ist Paul Busch, Urenkel des einstigen Zirkusgründers Paul Busch. Da er nun einmal Busch heißt, konnte ihm niemand verbieten, diesen Namen zu tragen, obwohl die Marke eigentlich geschützt ist. Nur »Busch-Berlin« darf er sich nicht nennen. Doch ob der inzwischen auch zum alten Eisen gehörende Paul-Busch-Nachfahre nur der Busch-Namensgeber ist, im Zirkus Busch aber ganz andere Besitzverhältnisse herrschen, das bleibt im Dunkeln. Auf jeden Fall gibt es bei diesem Zirkus Busch auch einen aktuellen Busch-Artisten: Sandro Frank-Busch mit seiner Pferdedressur. Er ist zwar kein Busch-Familienmitglied, trägt aber den Namenszusatz quasi als Künstlernamen. Und so lebt der Name Busch fort und der Streit, wer der einzige, wahre und echte Busch-Nachfolger ist.
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