70 000 bei Festival in Gelsenkirchen

Familientreff und Kultur mit politischem Anstrich

  • Karin Leukefeld
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

70 000 Kurden aus ganz Europa trafen sich am vergangenen Sonnabend in Gelsenkirchen zum 11. Internationalen Kurdischen Kulturfestival, das in diesem Jahr unter dem Motto »Für einen demokratischen Mittleren Osten und ein freies Kurdistan« stand.


Sind wir hier in Deutschland, oder wat?!« Der angetrunkene Schalke-Fan in der S-Bahn zwischen Duisburg und Gelsenkirchen blickte irritiert um sich. Um ihn herum saßen fast ausschließlich kurdische Familien, die mit Kind und Kegel ebenfalls nach Gelsenkirchen unterwegs waren. Doch während die Schalke-Fans vom Hauptbahnhof mit Bier und dröhnender Musik zur Fußball-Arena zogen, verschwanden die kurdischen Massen eher unauffällig in die bereitgestellten Sonderzüge zur Gelsenkirchener Trabrennbahn. Dort feierten sie bei Sommerwetter ein großes Familienfest.

Grußbotschaft von Öcalan

Kurdische Vereine aus ganz Deutschland verkauften Tee, Gurken, Kuchen und als besondere Spezialität gab es an einem Stand auch »Sachsen-Döner«. Lang waren die Warteschlangen junger Leute vor den Ständen mit Büchern, Musikkassetten oder CDs ihrer kurdischen Lieblingsbands. Umlagert war auch ein Tisch, auf dem Trikots der Fußballmannschaft Diyarbakirspor auslagen, für viele Kurden quasi eine Nationalmannschaft.
Beim politischen Programm des Festivals überwogen Stimmen aus der Türkei. In einer Grußbotschaft erklärte der seit fast fünf Jahren inhaftierte Vorsitzende der früheren Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), Abdullah Öcalan, erneut seine bisherige »Friedensmission« für die Gleichberechtigung der Kurden in der Türkei für beendet. Die Türkei habe kein Entgegenkommen gezeigt, sagte er. Gleichzeitig forderte er die Kurden auf, sich »in allen Lebensbereichen« für den Frieden zu organisieren. Ihr demokratischer Kampf sei die beste Antwort auf den Verrat, der an ihm und der PKK mit seiner Entführung begangen worden sei.

Kritik am PKK-Verbot

Der frühere Vorsitzende der inzwischen verbotenen Volks- und Demokratiepartei (HADEP), Ahmet Turan Demir, kritisierte die Isolationshaft von Öcalan. Der sei »kein gewöhnlicher Häftling«, sondern habe großen Einfluss auf die Gesellschaft in der Türkei. Demir forderte im Namen der neu gegründeten Freiheitspartei (ÖP) »alle demokratischen Kräfte« in der Türkei zur Einheit auf. Nur so könne eine breite Volksbewegung mobilisiert werden.
Tuncer Bakirhan, Vorsitzender der Demokratie- und Volkspartei (DEHAP), übte Kritik an der türkischen AKP-Regierung, die bei »der Lösung der kurdischen Frage eine rückständigere Position als frühere Regierungen« vertrete. Stewart Hemsley, Vorsitzender der britischen Sektion von Pax Christi betonte, die Türkei könne erst als EU-Mitglied akzeptiert werden, wenn für Kurden in der Türkei politische und kulturelle Gleichberechtigung bestehe.
Mahmut Server vom Vorstand der Föderation der kurdischen Vereine in Deutschland, YEK-KOM, kritisierte das seit zehn Jahren währende PKK-Verbot in der Bundesrepublik. Festnahmen und Bespitzelungen machten es den Kurden schwer, sich frei von Repression für ihre politischen Überzeugungen einzusetzen.
Sind wir hier in Deutschland, oder wat?!« Der angetrunkene Schalke-Fan in der S-Bahn zwischen Duisburg und Gelsenkirchen blickte irritiert um sich. Um ihn herum saßen fast ausschließlich kurdische Familien, die mit Kind und Kegel ebenfalls nach Gelsenkirchen unterwegs waren. Doch während die Schalke-Fans vom Hauptbahnhof mit Bier und dröhnender Musik zur Fußball-Arena zogen, verschwanden die kurdischen Massen eher unauffällig in die bereitgestellten Sonderzüge zur Gelsenkirchener Trabrennbahn. Dort feierten sie bei Sommerwetter ein großes Familienfest.

Grußbotschaft von Öcalan

Kurdische Vereine aus ganz Deutschland verkauften Tee, Gurken, Kuchen und als besondere Spezialität gab es an einem Stand auch »Sachsen-Döner«. Lang waren die Warteschlangen junger Leute vor den Ständen mit Büchern, Musikkassetten oder CDs ihrer kurdischen Lieblingsbands. Umlagert war auch ein Tisch, auf dem Trikots der Fußballmannschaft Diyarbakirspor auslagen, für viele Kurden quasi eine Nationalmannschaft.
Beim politischen Programm des Festivals überwogen Stimmen aus der Türkei. In einer Grußbotschaft erklärte der seit fast fünf Jahren inhaftierte Vorsitzende der früheren Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), Abdullah Öcalan, erneut seine bisherige »Friedensmission« für die Gleichberechtigung der Kurden in der Türkei für beendet. Die Türkei habe kein Entgegenkommen gezeigt, sagte er. Gleichzeitig forderte er die Kurden auf, sich »in allen Lebensbereichen« für den Frieden zu organisieren. Ihr demokratischer Kampf sei die beste Antwort auf den Verrat, der an ihm und der PKK mit seiner Entführung begangen worden sei.

Kritik am PKK-Verbot

Der frühere Vorsitzende der inzwischen verbotenen Volks- und Demokratiepartei (HADEP), Ahmet Turan Demir, kritisierte die Isolationshaft von Öcalan. Der sei »kein gewöhnlicher Häftling«, sondern habe großen Einfluss auf die Gesellschaft in der Türkei. Demir forderte im Namen der neu gegründeten Freiheitspartei (ÖP) »alle demokratischen Kräfte« in der Türkei zur Einheit auf. Nur so könne eine breite Volksbewegung mobilisiert werden.
Tuncer Bakirhan, Vorsitzender der Demokratie- und Volkspartei (DEHAP), übte Kritik an der türkischen AKP-Regierung, die bei »der Lösung der kurdischen Frage eine rückständigere Position als frühere Regierungen« vertrete. Stewart Hemsley, Vorsitzender der britischen Sektion von Pax Christi betonte, die Türkei könne erst als EU-Mitglied akzeptiert werden, wenn für Kurden in der Türkei politische und kulturelle Gleichberechtigung bestehe.
Mahmut Server vom Vorstand der Föderation der kurdischen Vereine in Deutschland, YEK-KOM, kritisierte das seit zehn Jahren währende PKK-Verbot in der Bundesrepublik. Festnahmen und Bespitzelungen machten es den Kurden schwer, sich frei von Repression für ihre politischen Überzeugungen einzusetzen.

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