Unser Show-Vater ist tot!

Zum Tod von Heinz Quermann

  • Frank Schöbel
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.
Die ganz große Sängerfamilie von A wie Albert, über F wie Frohberg, G wie Gott, H wie Hahnemann , J wie Jahoda, S wie Schöbel bis hin zu W wie Wachholz und Z wie Zerrenz, nicht zu vergessen die Komponisten, Textdichter, Arrangeure, die Fernsehmacher, die vielen ungenannten hinter der großen »Showkulisse«, schließlich das Publikum - wir alle haben ihm viel - ich ihm, sehr viel - zu verdanken. Ich erinnere mich gerne an einige seiner letzten nicht runden Geburtstage, so ganz normal ohne Presse, zu Hause in Karolinenhof gemütlich bei Kaffee und Kuchen, mit einigen seiner treuesten Freunde.
Ich glaube, er hat »das frühe Gehen« seiner geliebten Ehefrau Ruth nie wirklich überwunden. Seit dem Tag, so mein Gefühl, stand er neben sich, fast zahm, auch ein bisschen hilflos. Seine Tochter Petra und Nachbarn kümmerten sich liebevoll um ihn. Die letzten beiden Geburtstage bat sie mich, ihn nicht zu besuchen. Er war, wie man weiß, schwer krank und ich sollte ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn kannte.
Als wir vor fünf Jahren im Dezember mit »Zwischen Frühstück und Gänsebraten« auf Weihnachtstour gehen wollten, hatte Quermann plötzlich »Bauchschmerzen«. Es waren mehrere Dinge die ihm nicht gefielen und deshalb hatte er den Vertrag nicht unterschrieben. He, dachte ich, das sind 18 Veranstaltungen, die Band, die Artisten, die Techniker, Ute Freudenberg, wir alle wären im Dezember ohne Arbeit. Und so kurzfristig ist da kaum noch was zu löten. Außerdem »Frühstück und Gänsebraten« ohne den Erfinder, das geht nun überhaupt nicht. Das Management, der Veranstalter und ich, wir trafen uns beim »Heinzelmann«. Wir konnten Stück für Stück seine Bedenken zerstreuen. Übrig blieb: Er war sauer, dass es eine Pause gab und da Sekt, Kaffee und was weiß ich verkauft wurden. Das gab es früher nie bei dieser Sendung, hör ich ihn heute noch schimpfen. Heinzelmann, sagte ich, Du willst doch nicht das morgen in einer Zeitung, »die immer alles weiß« steht: Quermann sagt wegen ner Pause, Sekt und Kaffee die Weihnachtstour ab. Er schaute kurz mürrisch auf den Boden und dann zischte er ein bisschen trotzig aber freundlich und listig zu mir: Mensch, ausgerechnet »mein Sohn«, dem ich sonst ein Leben lang immer gesagt habe was er, wenn es Schwierigkeiten gab, machen soll, der muss mich jetzt überzeugen.« Danach dackelte er durch seine Stube und unterschrieb den Vertrag. Die Tour war gerettet.
Seine Tochter sorgte sich sehr um Papa. Sie wusste aber auch, dass die Bühne, das Publikum, die Veranstaltungen ihn ablenkten und ihm gut taten. »Frank ruf mich sofort an, wenn was ist« - sagte sie zu mir. Gern erzählte er dann und wann: »Eigentlich Frank, könntest Du mein Sohn sein, wenn ich damals nicht so schüchtern und dämlich gewesen wär und mich getraut hätte, Deiner Mutter den Hof zu machen. Er hat sie in Wirklichkeit sehr verehrt. Heinzelmann war ein »Musikarbeiter«, einer der sein Handwerk durch die Praxis erlernte. Verantwortlich für zig Fernsehsendungen als Redakteur, jeden Montag seine »Schlager Revue« auf Radio DDR meist aus der Nalepastrasse gesendet, dazu Veranstaltungen der KGD, Pressefeste und trotzdem für jeden ein Ohr, wenn man seinen Rat brauchte... Er war ein »Fels in der Brandung« - ein »Ich-mach-und-entscheide-alles-selbst«-Mann. Die Besetzung z.B. für seine Weihnachtssendung am 25. Dezember war meist schon im April in Sack und Tüten. Das und anderes hab ich von ihm gelernt. Natürlich hatte er eine Sekretärin, die schnell »im Kopp« war und auf die er sich voll verlassen konnte. Frau Hansel! Heinzelmann - nun bist Du bei Deiner Ruth. Wir alle werden oft an Dich denken, ich drücke Dich ganz fest und noch mal - ich ha...

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