MicroEnergy weltweit

Solares Strommodell aus Bangladesh auch für andere Länder interessant

Fast 98 Millionen der Menschen in Bangladesch leben ohne Strom - das sind 70 Prozent der Einwohner. Da elektrische Energie in vielen Entwicklungsländern Luxus ist, wollen Studenten der TU Berlin dem mit einem Projekt abhelfen.

Das »MicroEnergy-Project«, das die TU-Diplomanden Noara Kebir und Daniel Philipp kürzlich in Berlin vorstellten, könnte nicht nur Lücken im Stromnetz von Bangladesh schließen, sondern auch die Abhängigkeit von den großen multinationalen Konzernen verringern. Das gilt zumindest für die ländlichen Regionen in den Staaten, die sich auf dem Weg zur Industrialisierung befinden. Die meisten Haushalte in Bangladesh sind zwar ohne Stromanschluss, aber mit Improvisation schaffen sie es, sich Energie für Licht, Fernseher, Kassettenrekorder und anderes zu besorgen. Licht wird mit Hilfe von Kerosin erzeugt, für Strom sorgen aufladbare Auto-Batterien.
Kebir und Philipp lernten diese Situation während ihres Bangladesh-Aufenthalts von August 2002 bis März 2003 kennen. Dort verkauft seit 1996 Grameen Shakti, ein Ableger der von Muhammad Yunus gegründeten und auf nachhaltige Entwicklung spezialisierten Grameen-Bank, das »Solar Home System« an ländliche Haushalte. Das System besteht aus einem Solarzellen-Paneel, aus einer Steuerungseinheit, einer Batterie, aus Lampen und einem Anschluss für TV und Radio. Die Leistungsfähigkeit der Anlage liegt je nach Ausstattung zwischen 25 und 120 Watt. Für dieses Jahr rechnet das Unternehmen mit dem Verkauf von etwa 10000 dieser Systeme. 5000 waren es im letzten Jahr. Die größte Nachfrage gebe es für die 50-Watt-Variante, berichteten Kebir und Philipp. Bezahlt werde meist auf Kreditbasis, denn der Preis von 400 Euro ist für die ländlichen Haushalte sehr hoch. Deren monatliches Durchschnittseinkommen läge bei etwa 20 bis 40 Euro. Über Ratenzahlungen ermöglicht Grameen aber den Kauf und damit Strom für die Hütten und kleinen Häuser oder für kleine Firmen und Restaurants. Die Kosten sind mit den bisherigen Aufwendungen für Kerosin und Batterien vergleichbar, so Philipp.
Das Beispiel aus Bangladesh ist Grundlage des »MicroEnergy-Projects«. Bei entsprechender Verbreitung könnte »Energie für alle« zur Verfügung gestellt werden, erklären die Projekt-Betreuer. Um das Modell auf andere Regionen in den Entwicklungsländern zu übertragen, würden vor Ort entsprechende Geldgeber benötigt, die die Kreditfinanzierung ermöglichen. Nach Meinung der Studenten kann die Technik auch für andere Energiebedürfnisse wie Kochen und Heizen weiterentwickelt werden. Während eines Aufenthaltes in den USA bekamen die beiden Berliner Studenten die Möglichkeit, das Projekt der UNO sowie der Weltbank vorzustellen. Dort trafen sie, vermittelt durch die deutsche Vertretung bei der UN, auf offene Ohren. Kebir und Philipp hoffen auch in Deutschland auf Unterstützung und auf finanzielle Hilfen für »MicroEnergy«.

Infos im Internet unter www.tu-berlin.de/zek/microenergy-project; TU Berlin, Institut für Energietechnik, Marc...

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