- Politik
- Dem weltweit größten Himmelsarchiv droht das Aus
Wolken über Sonneberger Sternwarte
THÜRINGEN
Die Sternwarte Sonneberg steht vor dem Ende. Mit ihr das weltgrößte aktive Plattenarchiv mit fotografischen Himmelsaufnahmen. Trotz guter Verbindungen zum Himmel haben die zehn wissenschaftlichen Mitarbeiter kaum Hoffnung auf ein Wunder. Die Sternwarte ist noch dem Thüringer Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstellt und wird aus Landesmitteln finanziert. Ende 1994 wird aber kein Geld mehr aus Erfurt fließen. Das Thüringer Finanzministerium habe definitiv weitere Zahlungen abgelehnt. Das kleinste der neuen Bundesländer habe mit 138 Millionen Mark den größten Forschungshaushalt. Sieben Institute seien zu finanzieren, nur an einem beteilige sich der Bund.
In Sonneberg gibt es kein Verständnis für die Haltung
der Landesregierung. „Rund um Erfurt wird offenbar gefördert, hinter dem Rennsteig geht nichts mehr“, klagt der Sonneberger Bürgermeister, Siegfried FeUer (CDU). Wenn die Sternwarte der Kommune aufgebürdet wird - und davon ist auszugehen -dann sei die wissenschaftliche Arbeit am Ende.
Die Sternwarte wurde 1925 von dem anerkannten Astronomen Cuno Hoffmeister gegründet und betreibt seitdem die Erforschung der veränderlichen Sterne. In jeder Nacht mit freier Sicht fotografieren 14 Spezialkameras den gesamten Sternenhimmel. 250 000 Plattenaufnahmen haben sich angesammelt und werden ständig aktualisiert das ist das größte und lückenloseste aktive Archiv der Erde. Mit Bundesmitteln wird zusätzlich das optische Verhalten hochenergetischer Strahlungen im Kosmos untersucht.
Sonneberg ist in internationale Zusammenarbeit eingebunden. Die Aufnahmen seien besonders für den Vergleich mit Satellitenaufnahmen und die damit verbünde Forschung von unschätzbarem Wert, erklärt Dr. Hans-Jürgen Bräuer, Leiter der Sternwarte. „Die Lücke wäre nicht wieder zu schließen, wenn Sonneberg stirbt“, befürchtet er. Auch nicht, wenn das Archiv wie geplant zur Landessternwarte Tautenburg (Kreis Jena) umgelagert wird. In zwei Resolutionen legten international anerkannte Astronomen bereits Protest gegen das Ende der Wissenschafts-Forschungen ein. In der jüngsten Resolution vom August unterschrieben 200 Mitglieder der Internationalen Astronomischen Union (Paris). Helfen soll nun der Verein „Freunde der Sternwarte Sonneberg“ mit 80 Mitgliedern.
OLAF AMM, ADN
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