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Ins Feuer mit den Stasi-Akten? / Insiderkomitee zur Aufarbeitung der MfS-Geschichte ist gegen Vernichtung und für öffentlichen Zugang

  • Lesedauer: 2 Min.

An welche Teile der Akten denkt Historiker und Kanzler Dr. Kohl, wenn er von unangenehmen Gerüchen spricht? Ich vermute, weniger an die Personendossiers über DDR-Bürger, als vielmehr an jene Akten, die Auskunft über politische Interessen und Beziehungen geben, oder über Nazivergangenheiten.

Veröffentlichungen lassen ahnen, welchen Schatz von zeithistorischen authentischen Dokumenten z.B. die Funkaufklärung der DDR hinterließ. Die Historiker der internationalen und der zwischendeutschen Geschichte freuten sich noch mehr, gäbe es noch die Sach-Akten des Auslandsnachrichtendienstes der DDR. Aber sie wurden mit Rücksicht auf deren Quellen und nicht auf die Historiker-Interessen zerschnipselt. Das darf man als historisch und politisch interessierter Mensch bedauern. Wie angenehm oder unangenehm, daß sich in den Akten des MfS sich - außer Personalien - auch Authentisches aus den Hinterbühnen und Regiezimmern der Politik der DDR, der BRD und anderer Staaten finden läßt. Wenn diese Akten nicht verschlossen oder freudenfeuerverbrannt, sondern öffentlich (!) zugänglich würden. Weshalb sollten es nur betroffenen Bürgern ermöglicht sein, in ihre eigenen Personaldossiers zu blicken, und nicht allen Bürgern in die Geheimdossiers der „großen“ Politik? Wie instruktiv wäre doch für die Bildung des öffentlichen

Verständnisses, würden aus den politischen Dossiers die Unterschiede zwischen Sonntags-, Parteitags- sowie Wahlreden und den tatsächlichen Interessen, Absichten, Plänen und Handlungen bekannt? Gar bei analogem Umgang mit den Dossiers der westlichen Dienste. Der Blick auf die komplizierte Durchdringung von Konfrontation und Kooperation würde frei. Das Gerangel darüber, ob denn die Mitglieder des Bundestags-Untersuchungsausschusses zu KoKo die einschlägigen BND-Akten einsehen dürfen oder nicht, wirft ein aufschlußreiches Licht auf die Interessenlagen. Ausschuß-Vorsitzender Vogel (CDU) machte „Quellenschutzgründe“ geltend, weshalb wohl?

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