- Sport
- ND-Sportlerumfrage 2003
»Welle der Begeisterung«
DFB-Kickerinnen sorgten für Jubel und Augenringe / Torfrau Silke Rottenberg erinnert sich an die verrückten Tage im Oktober
Es war mit Abstand der deutlichste Sieg bei der ND-Sportlerwahl: Aber den Frauen der Fußball-Nationalmannschaft gelang ja auch eine der schönsten Überraschungen des Sportjahres 2003. Ihr Siegeszug bei der WM in den USA sorgte in der Heimat für blasse Gesichter und Augenringe von den nächtlichen TV-Übertragungen. Doch da die Spielerinnen von Tina Theune-Meyer den gastgebenden Titelverteidiger im Halbfinale mit 3:0 aus dem Rennen warfen, wurde das rein europäische Finale gegen Schweden zu Konsumenten-freundlicherer Uhrzeit übertragen. Der Jubel nach dem 2:1 durch das Golden Goal von Nia Künzer hallte durch das ganze Land. Die Fußballerinnen ließen sich nach der Ankunft auf dem Balkon des Römers in Frankfurt (Main) feiern. Stellvertretend für die Mannschaft erfuhr Torfrau Silke Rottenberg, 31 Jahre alt und beim FCR 2001 Duisburg aktiv, von der Ehrung als »ND-Mannschaft des Jahres«.
ND: Frau Rottenberg, Sie wissen, was Sie mit Heike Drechsler gemeinsam haben?Rottenberg: Keine Ahnung.
Die Leichtathletin hat wie Sie den Silbernen Löwen der Stadt Ludwigshafen erhalten, in der Sie beide wohnen.
Aha. Ich habe nicht alle Ehrungen im Kopf, aber es waren doch einige und unheimlich schöne Sachen dabei.
Herzlichen Glückwunsch zur nächsten Ehrung: Die Leser der Tageszeitung »Neues Deutschland« aus Berlin haben die DFB-Fußballerinnen zur »Mannschaft 2003« gewählt.
Dankeschön.
Wie haben Sie das Golden Goal von Nia Künzer im WM-Finale erlebt?
Ich habe das Bild immer noch vor Augen: den Freistoß von der Renate Lingor und wie die Mannschaft sich dann im 16er formiert. Ich habe da innerlich so ein bisschen gebetet, lieber Gott, lass den Ball jetzt drin sein. Manchmal hat man ja so Anwandlungen. Und Nia geht in die Luft und köpft den Ball ins Tor. Ich bin gleich von hinten losgespurtet, an der Mittellinie musste ich mich entscheiden, in welche Richtung ich denn laufen sollte. Ich habe mich dann für die Ersatzbank entschieden und bin danach gleich zu Nia und den anderen hin. Das war ein Wahnsinnsgefühl.
In Deutschland wurde ja ordentlich mitgefiebert und mitgefeiert. Glauben Sie, dass das dauerhaft so sein kann?
Das ist ein bisschen leistungsabhängig. Wir sollten uns jetzt nicht auf unseren Lorbeer ausruhen. Wir haben eine Welle der Begeisterung losgetreten und sind jetzt dafür verantwortlich, dass wir den Frauenfußball auch in den Köpfen der Leute halten. Das Gute ist, dass wir jetzt wieder ein Highlight vor der Tür haben mit den Olympischen Spielen. Wir können uns immer in den Mittelpunkt spielen.
Sie sind 31 und seit 1992 in der Bundesliga. Wie hat sich der Frauenfußball seither verändert?
Die Leistungsspitze ist viel enger zusammengerückt. Die Vereine haben versucht, professioneller zu werden. Der Fußball selbst ist viel schneller geworden, viel dynamischer. Es gibt mehr technisch versierte Spielerinnen.
Ihre Kollegen in der Bundesliga verdienen teilweise Millionen. Können Sie vom Fußball eigentlich gut leben?
Nein, leben kann man davon sicherlich nicht. In der Bundesliga gehen die, die nicht mehr zu Schule oder Uni müssen, arbeiten. Mit Frauenfußball kann man sich heut zu Tage aber zumindest ein schönes Taschengeld dazu verdienen. Ich denke schon, dass es in fast allen Vereinen zumindest Punkteprämien gibt. Aber Frauenfußball ist reiner Amateursport.
Birgit Prinz hat das Angebot von AC Perugia abgelehnt. Glauben Sie, dass das die richtige Entscheidung war?
Auf jeden Fall. Das hat sie sich sicherlich reiflich überlegt. Letztendlich, denke ich, ist das ein schöner Werbegag für die Italiener gewesen. Und außerdem wollen wir nicht immer mit den Männern verglichen werden, also sollte man auch nicht in einer Männermannschaft mitspielen. Birgit Prinz ist sicherlich eine der besten Stürmerinnen der Welt, aber mit den Männern kann sie einfach nicht mithalten. Da hätte sie sich selbst auch keinen Gefallen getan.
Welche sportliche Leistung 2003 hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?
Unser WM-Titel, ganz klar! Damit hatte keiner gerechnet. Aber es gab auch viele andere schöne Sporterlebnisse: Michael Schumacher mit seinem sechsten WM-Titel, der Kombinierer Ronny Ackermann, Jan Ullrich mit seinem Tour-Comeback oder der Ringer Alexander Leipold, der nach Schlaganfällen schon wieder auf der Matte steht.
Gespräch: Jirka GrahlND: Frau Rottenberg, Sie wissen, was Sie mit Heike Drechsler gemeinsam haben?
Rottenberg: Keine Ahnung.
Die Leichtathletin hat wie Sie den Silbernen Löwen der Stadt Ludwigshafen erhalten, in der Sie beide wohnen.
Aha. Ich habe nicht alle Ehrungen im Kopf, aber es waren doch einige und unheimlich schöne Sachen dabei.
Herzlichen Glückwunsch zur nächsten Ehrung: Die Leser der Tageszeitung »Neues Deutschland« aus Berlin haben die DFB-Fußballerinnen zur »Mannschaft 2003« gewählt.
Dankeschön.
Wie haben Sie das Golden Goal von Nia Künzer im WM-Finale erlebt?
Ich habe das Bild immer noch vor Augen: den Freistoß von der Renate Lingor und wie die Mannschaft sich dann im 16er formiert. Ich habe da innerlich so ein bisschen gebetet, lieber Gott, lass den Ball jetzt drin sein. Manchmal hat man ja so Anwandlungen. Und Nia geht in die Luft und köpft den Ball ins Tor. Ich bin gleich von hinten losgespurtet, an der Mittellinie musste ich mich entscheiden, in welche Richtung ich denn laufen sollte. Ich habe mich dann für die Ersatzbank entschieden und bin danach gleich zu Nia und den anderen hin. Das war ein Wahnsinnsgefühl.
In Deutschland wurde ja ordentlich mitgefiebert und mitgefeiert. Glauben Sie, dass das dauerhaft so sein kann?
Das ist ein bisschen leistungsabhängig. Wir sollten uns jetzt nicht auf unseren Lorbeer ausruhen. Wir haben eine Welle der Begeisterung losgetreten und sind jetzt dafür verantwortlich, dass wir den Frauenfußball auch in den Köpfen der Leute halten. Das Gute ist, dass wir jetzt wieder ein Highlight vor der Tür haben mit den Olympischen Spielen. Wir können uns immer in den Mittelpunkt spielen.
Sie sind 31 und seit 1992 in der Bundesliga. Wie hat sich der Frauenfußball seither verändert?
Die Leistungsspitze ist viel enger zusammengerückt. Die Vereine haben versucht, professioneller zu werden. Der Fußball selbst ist viel schneller geworden, viel dynamischer. Es gibt mehr technisch versierte Spielerinnen.
Ihre Kollegen in der Bundesliga verdienen teilweise Millionen. Können Sie vom Fußball eigentlich gut leben?
Nein, leben kann man davon sicherlich nicht. In der Bundesliga gehen die, die nicht mehr zu Schule oder Uni müssen, arbeiten. Mit Frauenfußball kann man sich heut zu Tage aber zumindest ein schönes Taschengeld dazu verdienen. Ich denke schon, dass es in fast allen Vereinen zumindest Punkteprämien gibt. Aber Frauenfußball ist reiner Amateursport.
Birgit Prinz hat das Angebot von AC Perugia abgelehnt. Glauben Sie, dass das die richtige Entscheidung war?
Auf jeden Fall. Das hat sie sich sicherlich reiflich überlegt. Letztendlich, denke ich, ist das ein schöner Werbegag für die Italiener gewesen. Und außerdem wollen wir nicht immer mit den Männern verglichen werden, also sollte man auch nicht in einer Männermannschaft mitspielen. Birgit Prinz ist sicherlich eine der besten Stürmerinnen der Welt, aber mit den Männern kann sie einfach nicht mithalten. Da hätte sie sich selbst auch keinen Gefallen getan.
Welche sportliche Leistung 2003 hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?
Unser WM-Titel, ganz klar! Damit hatte keiner gerechnet. Aber es gab auch viele andere schöne Sporterlebnisse: Michael Schumacher mit seinem sechsten WM-Titel, der Kombinierer Ronny Ackermann, Jan Ullrich mit seinem Tour-Comeback oder der Ringer Alexander Leipold, der nach Schlaganfällen schon wieder auf der Matte steht.
Gespräch: Jirka Grahl
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