- Brandenburg
- Antifa-Filme der DEFA im Kino Babylon
Legende und Wirklichkeit
Wie verhält es sich mit den antifaschistischen Finnen der DEFA? Waren sie originäre Arbeiten von mündigen Autoren und Regisseuren auf der Basis gesicherter historischer Fakten? Oder nur Auftragsfilme der Partei- und Staatsführung der DDR, um der Bevölkerung mit Heldenepen von kommunistischen Widerstandskämpfern Antifaschismus zu verordnen, den Menschen im Osten Deutschlands neue politische Leitbilder zu verschreiben und den Regierenden eine antifaschistische Legitimation zu geben?
Der Verein „Aktives Museum Faschismus und Wider-
stand in Berlin“ richtet von März bis Juni in Zusammenarbeit mit dem Kino Babylon in Mitte eine Veranstaltungsreihe mit DEFA-Filmen der vierziger bis sechziger Jahre aus, die sich mit Faschismus und Widerstand in Deutschland auseinandersetzen. In acht Veranstaltungen werden die Filme „Die Mörder sind unter uns“ (Staudte), „Stärker als die Nacht“ (Dudow), „Ernst Thälmann - Sohn und Führer seiner Klasse“ (Maetzig), „Betrogen bis zum jüngsten Tag“ (Jung-Alsen), „Sterne“ (Wolf), „Der Fall Gleiwitz“ (Klein), „Fünf Patronenhülsen“ (Beyer), „Nackt
unter Wölfen“ (Beyer) gezeigt. Einführungsvorträge werden von den Historikerinnen Christiane Hoss, Annette Leo, der Publizistin Regina Scheer, der Filmhistorikern Erika Richter und dem Literaturwissenschaftler Werner Liersch gehalten.
Die Veranstalter wollen den Nachweis führen, daß sich ein massenwirksames Medium wie der Film besonders zur Verbreitung von Ideologie eignet, sich aber, trotz strenger Zensur, künstlerische Produktion niemals vollständig kontrollieren und vereinnahmen läßt. So finde sich unter den Antifa-Filmen der DEFA
neben der sensiblen, eigenwilligen Erzählung, der vordergründige Abenteuerfilm und die perfekt inszenierte Geschichtslegende. Durch gemeinsames Nachdenken über den Zusammenhang von Macht, Geschichtsdeutung und künstlerischer Freiheit, der sich mit gängigen Formeln wie „verordneter Antifaschismus“ nur unzutreffend umschreiben läßt, soll eine Annäherung an die Filme aus heutiger Sicht versucht werden.
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