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Schönefeld, Sperenberg, Jüterbog. .. ?

Raumordnungsverfahren für Großflughafen Berlin-Brandenburg angelaufen

  • Lesedauer: 3 Min.

Wird der neue Großflughafen Berlin-Brandenburg International nun in Schönefeld-Süd, Sperenberg oder Jüterbog-Ost Platz finden? Oder bleibt gar alles beim alten, bei den zwei innerstädtischen Berliner Airports Tegel und Tempelhof sowie Schönefeld am Stadtrand, die eigentlich allesamt nach der Jahrtausendwende geschlossen werden sollten? Fest steht bisher nur eins: Keiner, der seit Montag von dem Projektträger Berlin-Brandenburg Flughafen Holding GmbH (BBF) ins vergleichende Raumordnungsverfahrens (ROV) für den geplanten Großflughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) eingebrachten potentiellen Standorte ist beim Bürger vor Ort unumstritten.

Gestern, am Tag danach, stellten die beiden Geschäftsführer der BBF, Manfred Hölzel und Hans-Henning Romberg, sowie der unmittelbare Projektleiter Ulrich Schindler das Procedere nochmals vor. So muß sich das für die „landesplanerische Beurteilung“ des derzeit bundesweit größten Verkehrsprojektes zuständige Umwelt- und Raumordnungsministerium durch einen gigantischen Papierberg von 6 000 Seiten Text und 700 Karten nebst Erläuterungen beißen.

Allerdings steht das Haus Platzeck dabei nicht allein auf weiter Flur. Es erhält durch eine insgesamt 60 Frau und

Mann starke Arbeitsgruppe Unterstützung, die sich aus ausnahmslos allen Ressorts, von der Landwirtschaft bis zu Arbeit- und Soziales, zusammensetzt. Ende November sollen dann die Voten für jeden der drei Standorte vorliegen, wobei auch die Frage „Nullvariante“ (es bleibt alles beim Alten) beantwortet werden muß.

Hölzel machte jedoch nochmals deutlich, daß die BBF „auf keinen Fall“ eine Nullvariante akzeptieren und notfalls auch gegen die Empfehlung des Umweltministeriums auf einen Neubau beharren werde. Die Kapazität der drei bestehenden Airports sei spätestens im Jahr 2004, wenn die erste Aus-

baustufe des Großflughafens in Betrieb gehen soll, mit 12,5 Millionen Passagieren im Jahr erschöpft. Alle Bedarfsprognosen gingen aber von etwa 25 bis 28 Millionen Passagieren aus, die die Region Berlin-Brandenburg etwa ab 2010 entweder als Start oder Ziel bzw zum Umsteigen (Luftkreuz) ansteuerten. Zugleich betonte der BBF-Chef nochmals, die Holding hege „derzeit noch keinerlei Präferenzen“ für einen der drei Standorte.

Wie das das Umweltministerium sieht, bleibt abzuwarten. Allein gemessen an den eigenen Raumordnungszielen für Brandenburg hätte der Standort Jüterbog-Ost, der etwa 60 Kilometer Luftlinie vom Fernsehturm am Alex entfernt liegt, auf dem ersten Blick die besten ROV-Chancen, da die Flämingstadt ohnehin eines der bevorzugten regionalen Entwicklungszentren ist.

Wären da nicht schwere Bedenken, die insbesondere die Umweltgruppe „Baruther Urstromtal“ und das dortige Bürgerforum hegen. Sie empfin-

den den möglichen Großflughafen als ein „Krebsgeschwür in unserer ländlich strukturierten Gegend“. Das raumordnerisch andere Extrem wäre Schönefeld-Süd (rund 20 Kilometer Luftlinie vom Fernsehturm), wo die reale Gefahr bestünde, daß sich dort der Berliner Speckgürtel kräftig nach Süden ausbeult und der Superairport damit unter der Hand wieder zu einem innerstädtischen Flughafen würde. Hier will die Schönefelder Anti-Großflughafen-„Bürgerbewegung Berlin-Brandenburg e.V (BBB)“, falls eine Pro-Schönefeld-Entscheidung fällt, „auf jeden Fall vor die Gerichte ziehen“

Zum Raumordnungsverfahren gehört auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Hierbei spräche von vornherein vieles gegen Sperenberg (rund 40 Kilometer Luftlinie vom Zentrum), das auf einer vom Umweltministerium vor zwei Jahren erarbeiteten, eigenen Vorschlagsliste (Lahmeyer-Gutachten) deshalb auch nicht vorkam. ERNST ESPACH

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