Clara Rilke
CRW lautet das Signum von Clara Rilke-Westhoff, deren Bedeutung sich nicht darauf beschränkt, die Frau von Rainer Maria Rilke gewesen zu sein, mit dem sie allerdings nur etwas mehr als ein Jahr in häuslichem Frieden zusammenlebte. Die Künstlerin orientierte sich maßgeblich an Auguste Rodin, Paul Cezanne und den Worpswedern und vertrat die Meinung, von der Kunst müsse man so hingenommen sein wie Kinder vom intensiven Spiel. Ein Vorsatz, der sich in beeindruckende Werke umsetzte, in plastische Porträts bedeutender Zeitgenossen (u.a. Rilke, Ricarda Huch, Gerhart Hauptmann etc.), reizvolle Stillleben und ungezählte kleine Landschaftsbilder. Zauberhaft zart und lyrisch sind ihre Winterbilder.
Clara Westhoff entstammte einer Alt-Bremer Kaufmannsfamilie, wurde 1878 in der Hansestadt als fünftes von sechs Kindern geboren. Ihre künstlerisch veranlagte Mutter, zweite Frau ihres Vaters, der sich nebenbei als Hobbymaler versuchte, kam aus Ostthüringen und hatte in ihrer Jugend mit Clara Schumann musiziert. Die Eltern förderten die künstlerischen Neigungen der Tochter, die 1898 zur jungen Malerkolonie am Weyerberg in Worpswede bei Bremen stieß. Ihr Lehrer Fritz Mackensen, der ihre plastische Begabung erkannte, lehrte sie auch den Meißel zu führen. Im Zusammensein mit Vogeler, Mackensen, Overbeck, Paula Becker und dem zeitweiligen Gast Rilke reifte Clara zur eigenständigen Künstlerin, wobei ihr ein Parisaufenthalt bei Rodin 1900 wichtige Anregungen gab. Rilke empfand Clara Westhoff bald als »ebenbürtig Schaffende«. Als der Dichter in Berlin weilte, wechselten beide viele Briefe, bis Clara im Februar 1901 »kühn und schön wie Brunhilde« bei Rilke erschien, um ihn anschließend in Bremen ihren Eltern vorzustellen. Im Frühling war dann Hochzeit.
Bereits nach der Geburt der Tochter Ruth jedoch bröckelte die Idylle im efeuberankten Strohdachhaus der Rilkes in Westerwede nahe Worpswede. Man trennte sich zunächst aus Arbeitsgründen. Auch als beide eine Zeit lang in räumlicher Nähe in Paris wirkten - Rilke schrieb und Clara meißelte -, lebte jeder sein eigenes Leben. Dann wechselte die vereinsamte Künstlerin auf Einladung Vogelers auf den Barkenhoff nach Worpswede. Bis zum Tod Rilkes 1926 sah sie ihn nur selten. Allein der briefliche Kontakt blieb.
»Frau Rilke« gehörte zur Dorfgemeinschaft, sprach fließend Plattdeutsch, tanzte mit den Bauern auf Festen und trennte auch unter den Nazis »das Menschliche nicht vom Politischen«. Sie empörte sich über die schlechte Behandlung der Kriegsgefangenen. Nach dem Krieg schuf sie sich in der heimischen Bredenau ein neues Zuhause, reiste ab und an zu ihrer in Thüringen verheirateten Tochter, die in Weimar mit ihrem Mann ein Rilke-Archiv aufbaute. Auch in ihrem fast »alterslosen« Alter blieb sie »frei von konventioneller Bedenklichkeit«. Sie verstarb am 9. März 1954 und fan...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.