Bush: »Wir sind im Krieg«

US-Armee zu Angriff bereit / Aus Angst vor Vergeltungsaktionen begann Massenflucht aus Afghanistan

In den USA gehen die Vorbereitungen für Vergeltungsschläge nach der Terrorwelle mit Hochdruck weiter. Zehntausende von US-Soldaten machten sich am Wochenende für einen Einsatz bereit. »Wir sind im Krieg«, betonte Präsident George W. Bush auf seinem Landsitz Camp David und sagte dem internationalen Terrorismus den Kampf an.

Washington/Berlin (ND/Agenturen). Die USA stehen vor einem »umfassenden Angriff« auf den internationalen Terrorismus und seine staatlichen Helfer. George W. Bush bereitete am Wochenende mit seinen Beratern in Camp David eine »Serie von entscheidenden Aktionen« vor. Die amerikanische Militärmaschinerie ist bereits angelaufen. Der USA-Präsident ließ zunächst 35000 Reservisten mobilisieren. Hauptziel ist nach bisherigen Aussagen der von den USA weltweit gesuchte Terroristenführer Osama bin Laden (44). Er gilt als »Hauptverdächtiger« hinter den Terroranschlägen. Papst Johannes Paul II. hat am Sonntag erstmals seine Besorgnis über mögliche Vergeltungsangriffe der USA ausgedrückt. Auch der russische Präsident Wladimir Putin rief die USA zu Umsicht bei den geplanten Vergeltungsschlägen auf. Sie sollten »abgewogen« sein und »auf unwiderlegbaren Fakten basieren«. Er versetzte zugleich die 201. Division in Tadshikistan an der Grenze zu Afghanistan in Gefechtsbereitschaft. Aus Angst vor amerikanischen Angriffen hat in Afghanistan eine Massenflucht eingesetzt. Iran begann mit der Sperrung seiner Grenzen. Das für Angriffe auf Afghanistan wichtige Nachbarland Pakistan sicherte Washington seine volle Unterstützung zu. Die Taleban drohten ihrerseits allen Helfern der USA mit Krieg und wollen bin Laden weiter schützen. Dieser bestritt über einen Emissär jede Beteiligung an den Terroranschlägen. Bei der Fahndung nach den Hintermännern der Anschläge wurden bislang vier Haftbefehle in den USA und in Belgien erlassen. Die USA-Bundespolizei FBI durchsuchte 35 Objekte an verschiedenen Orten. Das Justizministerium stellte nach Medienberichten vom Sonntag einen zweiten Haftbefehl für einen »wichtigen Zeugen« aus. Ein Mann wurde in Jersey City (Bundesstaat New Jersey) festgenommen, doch war zunächst unklar, ob es sich dabei um den Gesuchten handelte. Er war einer von 25 Menschen, die der Polizei wegen ungültiger Aufenthaltspapiere ins Netz gingen. Gegen einen ersten mutmaßlichen Tatzeugen war bereits am Freitag Haftbefehl erlassen worden. Der Mann war am Donnerstag auf einem New Yorker Flughafen festgenommen worden. Die amerikanischen Flughäfen sind für den Luftverkehr wieder offen. Die Lufthansa und die anderen europäischen Fluggesellschaften nahmen ihre Flüge in die USA wieder auf. Das Fliegen soll in Deutschland und weltweit durch schärfere Kontrollen sicherer werden. Unter den Trümmern des am Dienstag eingestürzten World Trade Centers werden noch 4972 Menschen vermisst. 180 Leichen seien bislang gefunden, 115 von ihnen seien identifiziert worden. Im zerstörten Pentagonflügel in Washington wird mit 190 Todesopfern gerechnet. Die Zahl der deutschen Todesopfer steht noch nicht fest. Der Verbleib von 270 Deutschen war bis Sonntagnachmittag (MESZ) noch nicht geklärt, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin auf Anfrage mitteilte. Dies bedeute aber nicht, dass all diese Menschen vermisst würden. Das Außenministerium führt seit dem Anschlag eine ständig aktualisierte Liste, auf der diejenigen deutschen Bürger notiert werden, de...

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