Dr. Dietrich Mahlo, die heiße Oma von der CDU
Mit Rap und Grafitti in den Bundestag / Sein Wahlkampfblatt kalauert: Hinkelsteine statt linke Schweine
Mit Herz und Bus für die Juqend
ND-Foto: Burkhard Lange
Wenn sich eine rüstige Oma bestrapst und geil betopt an einen Jungen im Erstwähleralter ranmachte, wäre - trotz ihres besten Willens und trotz aller ihrer Lebenserfahrung nur ein Erfolg garantiert. Der Lacherfolg.
Wenn ein Endvierziger, gelernter Diplomat und Rechtsanwalt, für sich mit Rap-Special und Graffiti-Bus in Charlottenburg / Wilmersdorf um ein CDU-Direktmandat wirbt, könnte gleiches passieren. Doch die Nummer von Dr. Dietrich Mahlo scheint ein klein wenig gefährlicher zu sein.
Zuerst einmal für ihn. Was er da gestern bei einer Fast-Performance im Tiefgaragen-Ambiente der Presse als seine „Wahlkampfidee“ vorstellte, sei in der CDU nicht unumstritten. Was man sich denken
kann. Nicht nur deshalb, weil seine Berliner Parteifeunde erst unlängst eine NOfitti-Kampagne gegen Vandalismus angeblasen hatten. Auch deshalb, weil Rap-Gehämmer entlang der Grunewaldvillen möglicherweise selbst die taubsten CDU-Traditionswähler verprellen könnte.
Doch da ist noch eine zweite Gefahr Daß er sich auch der bewußt ist, ist zugunsten von Herrn Mahlo anzuzweifeln. Zumindest aber kennt er den Mechanismus. „Mahlo goes Rap“ haspelt von Lauschangriff über Zuzugsstop für Ausländer und Einsätzen out of area alles so ab, wie es teens und twens sonst nur aus dem unverständlichen Stakkato von Wu-Tang Clan oder dem unverfänglichen von Cora E kennen. Dagegen macht Mahlo echte
suggestive Werbung. Da bleibt nämlich auch dann was an Schlagworten hängen, wenn man die heiße Oma bzw. den dollen Opa ansonsten zum Ausschütten findet.
Aber Dr. Mahlo rapt nicht nur, er verteilt auch eine Zeitung. Und auch die will sich im besten CDU-Sinne jugendgemäß geben. Ouzo statt Juso, Hinkelsteine statt linke Schweine, kalauert's. Neben der Annonce mit spaßigem Hinrichtungsfoto „Neu: Galgenjumping“ die Rubrik Sport: „Volksfront von Judäa gegen judäische Volksfront 2:0 nach Abbruch. .Sanitätsteams waren ununterbrochen im Einsatz.“
Herr Mahlo war ein wenig irritiert. Manchen Witz verstehe er hier nicht, sinnierte er Macht nichts, für seine Wahl-
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
