LIESEL MARKOWSKI
Eine der Kultfiguren für die Jeansgeneration der DDR in den 70er Jahren war einst Edgar Wibeau. Sein Erfinder hieß Ulrich Plenzdorf, das Stück DIE NEUEN LEIDEN DES JUNGEN W Edgar tollte aufmüpfig über die Bühnen des Landes, er litt an uneingelöster Liebe und der Versteinerung von Verhältnissen, die, wie er meinte, „in glücklicher Bewegung“ hätten sein müssen. Und er tröstete sich immerfort am alten Text eines Herrn von Goethe, der, 200 Jahre zuvor, eine ebensolche Kultfigur für die Jugend seiner Zeit erfunden hatte: den Werther. Der freilich brachte sich in seiner Verzweiflung ganz klassisch mit Blei um, Edgar mit dieser neumodischen Elektrizität.
Goethes Original ist nun auf Leipzigs Schauspielbühne zu sehen. Die Bühnenfassung des Romans schrieben Cornelia Oehme und Konstanze Lauterbach, die auch Regie führte und mit dieser Inszenierung wohl eine ihrer schönsten, stilistisch reifsten Arbeiten vorstellte. Wer die Antriebe dieser ungewöhnlichen Theaterfrau kennt, ahnte, daß sie irgend-
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