Annäherung zwischen Marokko und Mauretanien

Unabhängigkeit Westsaharas rückt in weite Ferne

  • Anton Holberg
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Während Mauretanien seine von Spanien 1975 widerrechtlich verliehenen Ansprüche auf die Westsahara nach einigen Jahren aufgab, hält Marokko sie immer noch aufrecht. Mauretaniens Anerkennung der Demokratischen Arabischen Republik Sahara (DARS) sorgte für politische Distanz. Nun nähern sich die beiden Nachbarländer wieder an.

Am Sonntag den 9. September beehrte Marokkos König Mohamed VI die durch die gemeinsame Annexion und Aufteilung der bis dahin spanischen Kolonie Westsahara seit 1976 faktisch zum Nachbarland gewordene Islamische Republik Mauretanien mit seinem Besuch. Dieser Besuch, der erste eines marokkanischen Monarchen, besiegelt gewissermaßen eine Annäherung, die sich seit zwei Jahren in drei Stufen vollzogen hat. Der Tod König Hassans II im Juli 1999 ermöglichte es, eine neue Seite in den bis dahin zumindest unklaren, wenn nicht gespannten oder gar schlechten Beziehungen zwischen beiden Ländern aufzuschlagen. Zunächst hatte die Tatsache, dass Marokko historische Ansprüche nicht nur auf die Westsahara erhob, sondern zusammen mit Teilen der algerischen Sahara und Malis auch auf die Gesamtheit Mauretaniens, zunächst dazu geführt, dass Marokko das Land erst 1969 offiziell anerkannte, neun Jahre nachdem Mauretanien von Frankreich in die Unabhängigkeit entlassen wurde. In der Zwischenzeit hatte Marokko bereits mit dem 1962 unabhängig gewordenen Algerien einen Krieg um Teile der algerischen Sahara geführt, den es in erster Linie auf Grund ausländischer und insbesondere arabischer Intervention schließlich doch nicht zu seinen Gunsten entscheiden konnte. Als sich Spanien 1976 einseitig aus seiner Kolonie Spanisch-Sahara (Westsahara) zurückzog, beeilten sich Marokko und Mauretanien das Selbstbestimmungsrecht der ansässigen Bevölkerung ignorierend, um die Aufteilung des phosphat- und an seinen Küsten fischreichen Gebietes. Nachdem Mauretanien wenige Jahre später dem militärischen Druck der Sahara-Befreiungsbewegung »Frente POLISARIO« nicht mehr gewachsen war, zog es sich aus dem von ihm besetzten Teil des Gebietes zurück, das daraufhin ebenfalls von Marokko besetzt wurde. In der seit über 10 Jahren nur noch diplomatischen Auseinandersetzung zwischen der Frente POLISARIO und Marokko hielt sich Mauretanien allerdings streng neutral - einerseits aus Angst vor eventuellen Maßnahmen der Frente POLISARIO und deren algerischer Unterstützer, andererseits aus Furcht vor einem Wiederaufleben von Ansprüchen Marokkos, das sich nun direkt bis an die Grenzen Mauretaniens vorgearbeitet hatte. Dazu kam die Tatsache der neokolonialen Abhängigkeit des Landes von der ehemaligen Kolonialmacht, die in diesem Konflikt de facto voll auf marokkanischer Seite stand und steht. Die nächste Stufe der Annäherung war nicht zuletzt auch eine Folge der Abkühlung der Beziehungen zu Algerien, das die Ende 1999 aufgenommenen diplomatischen Beziehungen Mauretaniens mit Israel offen kritisiert hatte. Marokko ist bekanntlich seit langem einer der aktivsten Befürworter einer Öffnung gegenüber Israel. Der Staatsbesuch des mauretanischen Staatschefs Maaouya Ould Taya im April 2000 in Marokko eröffnete dann eine Phase zunehmender wirtschaftlicher Zusammenarbeit. Seitdem haben beide Länder ein Abkommen über den Bau einer Straße zwischen Mauretaniens Hauptstadt Nouakchott und seinem wichtigsten Hafen Nouadhibou durch Marokko unterzeichnet. Darüber hinaus hat »Maroc Telecom« die Privatisierung der »Société Mauritanienne des Telecommunications« übernommen. Marokko hat auch die Zahl der Stipendien für mauretanische Studenten an marokkanischen Universitäten verdoppelt. Die immer enger werdende Zusammenarbeit Mauretaniens mit dem großen Nachbarn im Norden ist auch ein weiteres Zeichen dafür, dass die jüngst von König Mohamed VI getroffene Feststellung, die Sahara-Frage sei nun praktisch zu Marokkos Gunsten e...

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