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Rätsel um den Sirius und die Dogon

„Afrikanische Welten“ unterm Dach des Zeiss-Großplanetariums an der Prenzlauer Allee

  • Lesedauer: 2 Min.

„Wir haben versucht, ein Rätsel zu lösen. Es ist uns nicht gelungen.“ So die Worte des Sprechers unter dem strahlenden Firmament im Berliner Großplanetarium an der Prenzlauer Allee. Mit diesem Satz endet das neueste, multimediale Programm „Afrikanische Welten“ Direktor Dieter B. Herrmann wendet sich darin dem afrikanischen Stamm der Dogon und ihren verblüffenden astronomischen Kenntnissen zu.

Diese südlich von Timbuktu lebende Volksgruppe verfüge über außergewöhnliches Detailwissen über den Sirius, jenes Gestirns, das als hellster Stern des Himmels - von Sonne, Mond, Venus und Jupiter abgesehen - bereits in babylonischen Texten des ersten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung eine Rolle spielte. Ein Doppelrätsel also um ein afrikanisches Volk und einen geheimnisvollen Stern?

Den amerikanischen Orientalisten Robert Temple jedenfalls veranlaßte die Tatsache, daß die Dogon weder eine astronomische Forschung betrieben noch über entsprechende Hilfsmittel verfügten, zu einer merkwürdigen Annahme: Die Quelle des Dogon-Wissens über den Sirius und die Umlaufbahn seines Beglei-

Prof. Herrmann setzt dieser - wie er es nennt - „Sciencemystery“ Temples seine eigene Hypothese und seinen gesunden Menschenverstand entgegen: Die Dogon-Überlieferungen seien „ein Sammelsurium astronomischen Wissens“, das summarisch lediglich den Wissensstand der Astronomie verschiedener Zeitepochen repräsentiere und keinerlei „außerirdische“ Informationen biete.

Die Dogon sprächen auch von vier Jupitermonden, obwohl inzwischen 16 bekannt seien. „Wer nicht bis fünf zählen kann, dürfte kaum in der Lage sein, interstellare Raumfahrt zu betreiben“, witzelt Prof. Herrmann über die astronomischen Nachrichten der „Außerirdischen“ Er könne seine Anti-Däniken-These zwar nicht beweisen, halte aber die eigene Hypothese für weitaus wahrscheinlicher.

Frank-Michael Arndt, der junge Fotograf des Planetariums, trägt mit bisher einmali-

gem Bildmaterial über die Dogon wesentlich zum optischen Gelingen der mit technischer Raffinesse in Szene gesetzten Schau bei. Wie der Zufall es wollte, lernte er in Bamako die deutschsprechende Dogon-Professorin Yagale-Marie Togo kennen, die ihn den Weg zu den Dogon im Innern Malis ebnete.

Mit seinen Fotos wolle er ein größeres Verständnis für die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent, auch für ihre Weisheit vermitteln, betont Arndt. Er hat dabei vor allem das Bild jenes Dogon-Bauern im Sinn, das den Anfang einer Extra-Ausstellung im Planetar rium bildet. Von diesem stammt die Äußerung, daß die Weißen ihr Denken vor allem darauf verschwendeten, immer mehr Geld zu machen. „So kommt es, daß sie selten glücklich sind“, lautet die Schlußfolgerung des Dogon-Bauern.

ROLAND BRANDENBURG

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