Werbung

Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

„Wilhelm I. würde sie zum Teufel jagen!“

Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V., Garnisonkirche und der „Geist von Potsdam“ ?Von ROBBYKUPFER

  • Lesedauer: 2 Min.

Am Freitag, dem 14. April, werden in Potsdam um 22.15 Uhr alle Kirchenglocken läuten. Die Stadt gedenkt damit der Bombardierung durch britische Flugzeuge vor 50 Jahren. Damals waren in 20 Minuten große Teile der historischen Innenstadt zerstört worden. Ginge es nach dem Willen der „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V.,“, würde der Grundstein für den Wiederaufbau der damals zerstörten Garnisonkirche gelegt werden.

Vorstand und Geschäftsstelle der „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V“ befinden sich in Iserlohn (Nordrhein-Westfalen). Hier wurde sie 1984 auf Initiative des damaligen Kommandeurs des Iserlohner Fallschirmjägerbataillons, eines Oberstleutnants Max Klaar, gegründet. Satzungsmäßiges Ziel des Vereins ist es, „im Fall der Wiedervereinigung Deutschlands zum Wiederaufbau der Garnisonkirche und anderer historischer Bauten in Potsdam geistig und finanziell“ beizutragen.

Seitdem sammelte die „Traditionsgemeinschaft“ fast drei Millionen Mark. Als prominenteste Spender wurden 1987 - im Rahmen der Einweihungsfeier des bereits damals originalgetreu wiederhergestellten Glockenspiels der Garnisonkirche - „Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Seine Kaiserliche Hoheit Prinz Louis Ferdinand von Preußen“ genannt. Aber auch „Mitglieder politischer Parteien, teilweise in hoher Regierungsverantwortung, aktive und ehemalige Soldaten aus dem ganzen Bundesgebiet und aus BERLIN (Hauptstadt der Deutschen) beteiligten sich nach ihren Möglichkeiten“ Bei der feierlichen Übergabe des Glockenspiels an das Iserlohner Fallschirmjägerbataillon 271 am 17 Juni 1987, dem „Tag der Deutschen Einheit“, hob der Bataillonskommandeur hervor, daß das Glockenspiel ein kostbares Symbol der preußisch-deutschen Ge-

schichte und zugleich eine Erinnerung “an die ungelöste deutsche Frage sei.

Im August 1990 wurde der inzwischen aus dem aktiven Wehrdienst geschiedene

Oberstleutnant Klaar bei Potsdams Oberbürgermeister Horst Grämlich (SPD) vorstellig. Er übergab diesem das wiederhergestellte Glockenspiel. Grämlich bat die „Traditionsgemeinschaft“ um Fortsetzung ihrer Sammlung zum Wiederaufbau der gesamten Garnisonkirche. Im Oktober 1990 verurteilte die Stadtverordnetenversammlung Potsdams die 1968 erfolgte Sprengung der Reste der Garnisonkirche als „Akt kultureller Barbarei“ Am 14. April 1991 wurde das aus Iserlohn nach Potsdam trans-

portierte Glockenspiel im Weichbild des ehemaligen Kirchenstandortes aufgestellt. Mit Unterstützung Bonner Politiker wie des Vorsitzenden des Bundestags-Verteidigungsausschusses, Fritz Wittmann, wurde erreicht, daß beim Verkauf des Datenverarbeitungszentrums Potsdam, das auf dem Gelände der ehemaligen Garnisonkirche errichtet worden war, eine Klausel aufgenommen wurde, die den Käufer verpflichtete, eine „900 m 2 große Fläche... für den Wiederaufbau der Garnisonkirche ... unentgeltlich zur Verfügung zu stellen“

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.