Eine Mörderbande namens Wehrmacht
Amateurbilder „aus den Feld“, entnommen aus „Vernichtungskrieg, Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, Hamburger Edition
Flintenweiber, Kinder Kundschafter Gründlicher als die SS kümmerten sich die Herren von der Wehrmacht um das Verwischen ihrer Mordspur Es gab Befehle, die Fotografieren und Tagebücher verboten.
Beispiel 9 Armee, deren Angehörige - so Goebbels - im Stalingrader Kessel starben, damit Deutschland lebe. Auf ihrem Weg zur Endstation Wolga bewährte sich die Komplizenschaft mit der SD-Einsatzgruppe 4 a. Seltsam, daß man hierzulande zwar über den Todesmarsch der abgekämpften Landser nach Sibirien unterrichtet ist, doch die Massaker in Belaja Zerkow, Babij Jar und Lubny mit der
Paulus-Armee nicht in Zusammenhang bringt. Natürlich war die Armeeführung zufrieden, wenn andere die „Drecksarbeit“ taten, doch wurde der SD-Mörderbande - siehe Befehlsauszug - die
„Erfüllung ihrer wichtigen Sonderaufgabe durch Belehrung der Truppe, Gestellung von Hilfspersonal, Mitbenutzung von Fahrzeugen und sonstigen Hilfeleistungen, soweit es die Gefechtslage gestattet, in jeder Weise“
erleichtert. Die Herren legten selbstverständlich Hand an. Aus einem Bericht des Ic-Offiziers der 44. Infanteriedivision aus Kiew vom 4. 10. 1941.
„Ohne Feindberührung... Meldung an LI. AK. über erlediq-
te Kommissare (122 Kommissare). “
Skrupel? Ach wo: Man konnte sich ja auf den Kommissarbefehl zur Ermordung aller politischen Führer der Roten Armee berufen. Er wurde ergänzt durch eine „Richtlinie für das Verhalten der Truppe“, die mögliche militärjuristische Bestrafung ausschloß!
Todesurteile sind nicht in jedem Fall sofort vollsteckt worden. Von 3 Millionen kriegsgefangenen Rotarmisten verreckten bis 1942 2 Millionen durch Hunger, Kälte, Krankheiten. In Charkow bediente sich die 6. Armee mit all dem,
was man zur Ausrüstung und Verpflegung der Truppe brauchte. Daß Zehntausende der rund 300 000 Bewohner erfroren und verhungerten, kümmerte keinen der „Organisierer“ Und heute nur wenige Geschichtsschreiber
Gefreiter Richard Heidenreich, 354. Inf.-Rgt, beschreibt eine der Mord-Methoden: ?-
„Als wir am Sumpf ankamen, erhielten alle den Befehl, sich hinzusetzten, mit dem Gesicht in die Richtung, aus der sie gekommen waren. 50 Meter weiter war ein tiefer Graben voll Wasser Die ersten zehn mußten sich neben jenen Graben stellen und sich bis zur Hüfte ausziehen... Zehn Schüsse fielen.
Heidenreich berichtet, daß im Dorf Krupka „ungefähr 1000 Juden“ waren.
Ein Soldat des 721. Infanterie-Regiments vermittelt Einsichten in trübe Weltsicht, die er mit der Masse seiner Altersgenossen teilte:
„Manchmal können die Juden ja einem leid tun. Hier laufen sie noch in rauhen Mengen umher Eigenartig ist es aber, daß ich bisher noch keinen Rassejuden angetroffen habe. Äußerlich kann man sie von den Ariern gar nicht unterscheiden. “
Es wird behauptet, der Krieg gegen die Sowjetunion sei eine Ausnahmesituation gewesen. Lüge. Man trieb den Exzeß nur auf die Spitze. Jugoslawien wurde im April 1941 relativ spontan überrannt. Der SD hatte gar nicht genügend Leute, um das Mordwerk zu betreiben.- Unter dem Wehrmächtsgeneral Franz Böhme wurden „Sühnemaßnahmen“ angesetzt. Pro getötetem Deutschen mordete man 100, pro verwundetem Deutschen 50 Geiseln. Das Heer richtete in Sajmiste bei Belgrad ein KZ ein. Die Eingepferchten wurden von Österreichern bewacht, bis die SS 1942 aus Berlin einen Gaswagen schickte...
Als die 117 Jägerdivision im Frühjahr 1943 in Griechenland einfiel, zeigte die Truppe, daß die „laschen“ Zeiten italienischer Besatzung beendet sind. Am 5. Dezember 1943 „vergolt“ man eine Partisanenattacke mit 50 Geiseln und hängte sie entlang einer Eisenbahnlinie auf. Bei der Besetzung von Rhodos veranstalteten Deutsche ein Massenmorden unter kapitulierenden Verbündeten: Meldung:
„Säuberung Kefalonias... abgeschlossen. Rund 4000 Italiener gefallen oder erschossen... “
General Lanz funkte:
„Meine vollste Anerkennung und meinen herzlichsten Dank.“
In Luftwaffe und Marine dienten keineswegs die besseren Soldaten. Der erste Torpedo, den ein deutsches U-Boot vor der Britischen Insel abschoß, traf die „Athenia“, einen Musikdampfer Bald darauf erhielt Kapitänleutnant Lemp, der U-Boot-Skipper, sein Ritterkreuz. Admiral Dönitz ordnete per Befehl 154 an:
„Jeglicher Rettungsversuch von Angehörigen versenkter Schiffe, also auch Auffischen und Anbordgabe aufRet-
tungsboote... haben zu unterbleiben. “
Als die Engländer das Bordbuch von U 853 erbeuteten, erfuhren sie, wo die Besatzung des griechischen Dampfers „Peleus“ abgeblieben war Ein britisches Gericht verurteilte den Kommandanten Eck, seinen Bordarzt Weispfennig und den zweiten Wachoffizier zum Tode. Sie hatten die in den Wellen treibende Dampferbesatzung mit MG erschossen. Marinesoldaten waren es auch,
die auf schwimmende Häftlinge schössen, als das KZ-Schiff „Arkona“ versank.
Nun gab es aber auch die Männer des 20. Juli 1944. An Mut und Lauterkeit ihrer Motive soll es keine Abstriche geben. Aber- Ein besonderes Kapitel schwarz-brauner Wehrmachtsgeschichte schrieb die Geheime Feldpolizei. Bis 1944 lag die Führung dieser „Gestapo-Außenstelle“ in der Hand der Wehrmacht/Abwehr. Die Canaris-Truppe soll sich, so die Geschichtsschreibung, kritisch zum Faschismus verhalten haben. Ein Herr von Gersdorff kooperierte als Abwehroffizier engstens mit der GFP Er zählt zu den Verschwörern. Wie Henning von Treskow Es läßt sich belegen, daß der schon am 19 Juni 1941 mit Brigadeführer Knoblauch den Einsatz von SS-Verbänden hinter den Wehrmacht-Formationen besprach. Major Freiherr von Boeselagers Kavallerieabteilung entwickelte Konzeptionen „zur Bandenbekämpfung“ und illustrierte sie ganz praktisch.
Die alljährliche Ehrung der Männer um Stauffenberg kann auch vergessen machen, daß die Armee dieses Landes Henker, notorische Faschisten und andere erfolgreiche Rädchen der Militärmaschinerie eingestellt und als Vorbilder bestimmt hat: Trettner, Heusinger, Gehlen, Steinhoff. Namen wie Mölders, Dietl, Rommel, Rodenwaldt stehen an Schiffen und Kasernen.
Die Bundeswehr sah sich nicht in der Lage, das Andenken von Fritz Schmenkel zu wahren, dessen Namen ein NVA-Geschwader trug.
Schmenkel, von Nationalkomitee Freies Deutschland geschickt, wollte Landsleuten das Leben retten und verlor seines. Fritz Schmenkel hieß bis zur Wende auch jene Straße in Berlin-Karlshorst, in der die Kapitulationsurkunde unterzeichnet worden ist.
Im letzten Lagebericht des Wehrmacht-Oberkommandos vom 9 Mai 1945 heißt es:
„Die einmalige Leistung von Front und Heimat wird in einem späteren gerechten Urteil der Geschichte ihre endgültige Würdigung finden. Jeder Soldat kann deshalb die Waffe aufrecht und stolz aus der Hand legen.“
“So lügt man sich Legenden.
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