Afghanistan wird von US-Truppen eingekreist

Hinweise auf geplanten Terroranschlag mit Chemikalien verdichten sich

Während die USA immer mehr Truppen und Kampfflugzeugverbände in Richtung Afghanistan verlegen, behauptet der Chef der Taleban, er habe bereits 300000 »Gotteskrieger« rekrutiert.

Washington/Kabul (ND/Agenturen). Trotz offizieller Dementis der Regierungen berichteten US-Medien am Montag übereinstimmend über die Verlegung von US-Einheiten nach Tadshikistan und Usbekistan. In den ehemaligen Sowjetrepubliken und nördlichen Nachbarn Afghanistans seien sowohl Bodentruppen als auch Transportflugzeuge eingetroffen, berichtete der Fernsehsender ABC unter Berufung auf unterrichtete Kreise. Auch Kasachstan will die USA unterstützen. Hauptziel der USA sei das Aufspüren des mutmaßlichen Drahtziehers der Terroranschläge vom 11. September, Osama bin Laden, und die Zerschlagung seines Terrornetzwerks in Afghanistan. Außenminister Colin Powell betonte am Wochenende, dass im Vordergrund der Kampagne zunächst der Aufbau der internationalen Antiterrorismus-Koalition stehe. An den Persischen Golf wurden bereits in der vergangenen Woche Kampfflieger verlegt. Mehrere Flugzeugträger sind auf dem Weg in die Region. Das Pentagon gibt offiziell keine Einzelheiten über Truppenverlegungen bekannt. Am Wochenende hatte Verteidigungsminister Donald Rumsfeld einen zweiten Verlegungsbefehl unterzeichnet. Unterdessen trafen in Pakistan US-Militärberater ein, um die Regierung in Islamabad über die Pläne für einen Militärschlag zu informieren. Pakistan hat den USA volle Unterstützung und die Nutzung des Luftraumes zugesagt. Offensive Einsätze dürften jedoch nur im äußersten Notfall von pakistanischem Gebiet aus erfolgen, hieß es aus Islamabad. Die Pentagon-Delegation werde auch in die Provinzen Peshawar und Quetta an der afghanischen Grenze reisen. Militärstrategen sind sich einig, dass zum Aufspüren bin Ladens Bodentruppen nötig sind. »Kann ein Flugzeugträger oder ein Marschflugkörper eine Person finden? Das ist wohl eher unwahrscheinlich«, sagte Rumsfeld am Wochenende. Nach Medienberichten in Großbritannien soll eine britische Elitetruppe bereits in Afghanistan unterwegs sein. Bin Laden hält sich nach neuesten russischen Informationen weiterhin in Afghanistan versteckt. Er habe das von den Taleban kontrollierte Gebiet weder verlassen noch plane er, dies zu tun, verlautete am Montag aus Geheimdienstkreisen in Moskau. Wie ITAR-TASS berichtete, soll bin Laden in der Nähe der Stadt Dschalalabad nahe der Grenze zu Pakistan leben. Dort halte er sich in mehreren gut getarnten und befestigten Anlagen auf, aus denen er die Verteidigung der gesamten Region leiten könne. Taleban-Chef Mullah Mohammed Omar warnte die USA, ein Angriff auf sein Land werde den Terrorismus nicht beenden. Die Taleban wollen bereits rund 300000 »Gotteskrieger« rekrutiert haben. Diese Zahl wurde von westlichen Experten bezweifelt. Danach verfügen die Taleban über etwa 45000 Kämpfer und könnten nicht wesentlich mehr Männer bewaffnen. In den USA verdichteten sich unterdessen Hinweise, dass Terroristen auch Flugzeuge, die Chemikalien versprühen können, für Anschläge benutzen wollten. Aus Furcht vor einem Terroranschlag mit chemischen Waffen waren sämtliche Flüge mit solchen Maschinen, die Pestizide gegen Schädlinge über Feldern und Sumpfgebieten versprühen, am 16. September gestoppt worden. In New York, wo am Sonntagabend Zehntausende Menschen für die Opfer der Terrorangriffe beteten, stieg die Zahl der vermissten und wahrscheinlich getöteten Menschen inzwischen auf 6453. Von den 261 geborg...

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