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In Guben wackelt das Denkmal für Pieck
Stadtverwaltung möchte Monument abräumen
Auf Fotos ist zu sehen, dass die Straße zwischen den neuen Wohnblocks schwarz vor Menschen war. Am 3. Januar 1961 verlieh SED-Politbüromitglied Hermann Matern Guben den Beinamen »Wilhelm-Pieck-Stadt«. Der erste Präsident der DDR wäre an diesem Tag 85 Jahre alt geworden. Er war knapp vier Monate vorher in Berlin gestorben. Den Beschluss, Guben »Wilhelm-Pieck-Stadt« zu nennen, fasste das Zentralkomitee der SED. 1990 entschied die Stadtverordnetenversammlung, den Beinamen wieder zu streichen.
Nun wackelt auch das 1976 errichtete Wilhelm-Pieck-Denkmal in der Klaus-Herrmann-Straße. Das Plattenbaugebiet Obersprucke verändert sich. Viele Wohnungen werden abgerissen. Das Denkmal passt nach Ansicht der Stadtverwaltung nicht mehr dorthin.
Die Verwaltung will das Denkmal abräumen und eventuell anderswo wieder aufbauen. Über eine entsprechende Vorlage sollen die Stadtverordneten am 23. Juni abstimmen. Die Vorlage nennt vier mögliche Standorte, darunter das künftige Haus der Vereine in der Berliner Straße.
Früher war auch schon im Gespräch, das Denkmal auf die andere Seite der Oder zu schaffen. Dort, im heute polnischen Gubin, steht das Geburtshaus des Arbeiterführers.
Mit dergleichen Lösungen ist die PDS-Jugend Spree-Neiße nicht einverstanden. Pieck sei eines der bedeutendsten, wenn nicht das bedeutendste Kind der Stadt Guben. »Natürlich kann man sich nicht einer kritischen Bewertung seiner Person entziehen, jedoch gerade dies wird durch eine Beseitigung des Denkmals verhindert«, erklärt der Sprecher der PDS-Jugend, Steffen Tzscheuschner.
Nach Einschätzung von Fachleuten bedarf das Denkmal der Sanierung. Bislang ist darüber diskutiert worden, ob man das Monument stattdessen umsetzt oder gar abreißt. Dem Stadtverordneten Reiner Bielefeldt (PDS) ist unklar, welche Variante teurer ist. Erst sei von einer 70000 Euro teuren Sanierung die Rede gewesen, nun solle dies 160000 Euro kosten.
Warum kann das Monument nicht in der Klaus-Herrmann-Straße bleiben? Der im Bauausschuss sitzende Bielefeldt zuckt mit den Schultern. Das vermochte ihm noch niemand schlüssig zu erklären. Die PDS sei gegen die Verlagerung des Denkmals. Am Montag beriet die Fraktion, was sie gegen solche Pläne unternimmt. Bürgermeister Klaus-Dieter Hübner (FDP) war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Wilhelm Pieck kam in der 1235 erstmals urkundlich erwähnten Tuchmacher-Stadt am 3. Januar 1876 als Sohn eines Kutschers zur Welt. Am 11. Oktober 1949 wählten ihn die Provisorische Volkskammer und die Provisorische Länderkammer zum Präsidenten der Deutschen Demokratischen Republik. Der gelernte Tischler besuchte seine Geburtsstadt vor seinem Tod am 7. September 1960 noch mehrmals. Bei der Verleihung des Namens Wilhelm-Piec...
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