»Jetzt kann Olympia kommen«

Griechenland vollendet die Sensation: EM-Titel versetzt eine Nation in Taumel

  • Peer Sperling
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.
Ganz Griechenland lebt im Fußball-Rausch - auch am Tag nach dem sensationellen EM-Triumph der Hellenen konnten die euphorisierten Fans ihr Glück kaum fassen. »Wenn es ein Traum ist, lasst mich weiterschlafen«, kommentierte die Athener Zeitung »Adesmeftos« am Montag auf der Titelseite ungläubig den 1:0-Endspielsieg der Nationalmannschaft gegen den hohen Favoriten Portugal. Nach dem Abpfiff des deutschen Schiedsrichters Markus Merk im Lissaboner »Stadion des Lichts« rannten die Griechen in Scharen auf die Straßen und starteten die große Sause.
»Diese Nacht wird unvergesslich bleiben«, sagte ein 17 Jahre alter Fußball-Anhänger glückstrahlend in die Fernseh-Kamera. Coach Otto Rehhagel und Siegtorschütze Angelos Charisteas hatten das ganze Land glücklich gemacht - und stolz. Der größte Erfolg im griechischen Fußball mobilisierte zur Endlos-Party. In Athen und Thessaloniki wogten Fahnenmeere in blau-weiß. Hupkonzerte und tausende Leuchtkugeln verwandelten die beiden größten Städte des Landes in Hexenkessel. Auf den Inseln sprangen nach dem Schlusspfiff hunderte junge Leute ins Meer, vom Athener Hügel Lykabéttus wurden Salutschüsse abgefeuert, wie sonst nur an Nationalfeiertagen.
»Wir gratulieren Trainer Rehhagel und seinen Spielern, weil sie alle Griechen weltweit glücklich gemacht haben«, sagte Ministerpräsident Kostas Karamanlis via Fernsehen aus Portugal. Auch die Griechen Zyperns machten die Nacht durch. Das Fernsehen zeigte auch Bilder von jubelnden Griechen in Australien, in Deutschland, den USA und Südafrika.
Im Freudentaumel natürlich auch die Mannschaft, der gestern am späten Abend ein rauschender Empfang im Panathinaikos-Stadion bereitet werden sollte. Der Schütze des »Goldenen Tores« Angelos Charisteas, der das »Wunder von Lissabon« vollendete, dankte nach dem 1:0-Triumph des Sensations-Europameisters seinem Förderer Otto Rehhagel. »Ich muss ihm danken. Ich hatte mit Werder Bremen keine gute Saison. Aber er hat vor dem Turnier zu mir gesagt, dass ich bei ihm trotzdem Stammspieler bin«, sagte der strahlende Torheld in den Katakomben des »Estadio da Luz« und küsste seine Goldmedaille, die er stolz um den Hals trug. »Das ist der größte Moment in meiner Karriere. Ein historischer Tag für Griechenland. Wir sind jetzt die beste Mannschaft in Europa.«
In einem weiteren sind sich alle Griechen einig: Der sensationelle EM-Triumph wird im Hinblick auf die Olympischen Spiele im August in Athen für ein positives Klima im Lande sorgen. »Jetzt kann Olympia kommen. Die Griechen haben jetzt mehr Selbstvertrauen und auch die notwendige Begeisterung bekommen«, meinte dazu ein Psychologe im Fernsehen.

Portugal: Ricardo - Miguel (43. Paulo Ferreira), Jorge Andrade, Ricardo Carvalho, Nuno Valente - Maniche, Costinha (60. Rui Costa), - Cristiano Ronaldo, Deco, Figo - Pauleta (74. Nuno Gomes).
Griechenland: Nikopolidis - Seitaridis, Kapsis, Dellas, Fyssas - Zagorakis, Katsouranis, Basinas, Giannakopoulos (76. Venetidis) - Charisteas, Vryzas (81. Papadopoulos).
Tore: 0:1 Charisteas (57.). Schiedsrichter: Merk (Kaiserslautern). Zuschauer: 62 865. Gelbe Karten: Costinha, Nuno Valente / Basinas, Seitaridis, Fyssas, Papadopoulos.
Beste Spieler: Ricardo Carvalho /Seitaridis, Charisteas, Dellas.


Der Weg zum Titel

Qualifikation
Spanien - Griechenland 2:0
Ukraine - Griechenland 2:0
Griechenland - Armenien 2:0
Griechenland - Nordirland 2:0
Griechenland - Spanien 1:0
Griechenland - Ukraine 1:0
Armenien - Griechenland 0:1
Griechenland - Nordirland 1:0.

Vorrunde
Griechenland - Portugal 2:1
Griechenland -Spanien 1:1
Griechenland - Russland 1:2.

Viertelfinale
Frankreich - Griechenland 0:1

Halbfinale
Griechenland - Tschechien 1:0 n.V.

Finale
Portugal - Griechenland 0:1


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