Das »Vorspiel«: Taleban erschrecken

Gerüchte um »US-Special-Forces« oder SAS-Teams in den Tiefen Afghanistans

Gerüchte sind auch Krieg. Derzeit machen viele die Runde - auch durch Afghanistan, das vermutlich erste Ziel der US-Terroristen-Jagd-Kommandos.

Gestern veröffentlichte die zumeist rechte bunte Zeitung »USA Today« ein neues Gerücht. Titel: »Special forces hunt bin Laden«. Inhalt: Spezialeinheiten der US-Streitkräfte suchen nach Osama bin Laden. Natürlich nicht irgendwo, sondern in Afghanistan. Bereits zwei Tage nach den Anschlägen auf New York und Washington sind sie - so wird behauptet - in Pakistan eingetroffen. Geheime US-Stützpunkte seien in Peshawar und Kuetta ausgemacht worden. Dort habe man die Soldaten für den Auftrag präpariert und dann ins Taleban-regierte Nachbarland einsickern lassen. Das Sonderkommando habe den Auftrag, bin Laden gefangen zu nehmen oder zu töten. Letzteres ist in vieler Hinsicht glaubwürdig, meint Otfried Nassauer, der Chef des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit und Kenner der westlichen Militär- und Geheimdienstszene. Dafür seien die Berufssoldaten ausgebildet. In ihren Einheiten finde man Militärspezialisten, die zudem mit der Kultur und der Sprache in potenziellen Einsatzländern vertraut sind. Afghanistan gehört dazu. Es muss für die US-Dienste und die Special-Forces ein demütigendes Gefühl gewesen sein, als sie dem damaligen Präsidenten Clinton mitteilen mussten, dessen Befehl zur Tötung bin Ladens könne derzeit nicht ausgeführt werden. Kein Zweifel, dass die USA ihre überlegene Satellitentechnik für die Aufklärung des Kampfgebietes nutzen. Die permanent zur Erde gesendeten Fotos lassen Personen und Gegenstände erkennen, die den Objektiven weniger als einen halben Quadratmeter sichtbare Fläche bieten. Mit Sicherheit wird die US-Luftwaffe Aufklärungsflüge absolvieren, deren Kurs über die vom russischen Geheimdienst FSB an die USA gemeldeten 15 Ausbildungscamps führt. Doch auch deren Besatzungen können nicht ermitteln, wer unter welchem Turban steckt. Also schickt man - so die Taktik jener Kämpfer, die in Deutschland Fernspäher genannt werden - Gruppen von drei bis fünf Soldaten auf Beobachtungsposten hinter feindliche Linien. Das verstößt zwar gegen das Völkerrecht, doch provoziert das nur einen Eklat, wenn man erwischt wird. Für Afghanistan gilt ohnehin kein Völkerrecht, es herrscht seit 20 Jahren Bürgerkrieg, die Weltmedien haben das Land sturmreif »geschossen«. Die Soldaten beobachten Lager, Depots, Höhlen- und Tunnelsysteme, die mögliche Ziele für einen Angriff sein könnten. Im Ernstfall können sie eigenen oder verbündeten Piloten Ziele für Bomben und Raketen zentimetergenau zuweisen oder selbst zuschlagen. Im Golfkrieg schaltete die US-Delta-Force so eine Reihe von mobilen Scud-Abschuss-Basen aus. Entschließen sich die USA - weil sie den Aufenthaltsort bin Ladens nicht herausfinden können - zu einem gleichzeitigen Kommando-Angriff auf ein Dutzend oder mehr Laden-Camps, braucht man im Lande selbst einen logistischen Rückhalt. Den geeigneten Landeplatz für die Hubschrauber auszuforschen, könnte ebenfalls ein Auftrag eingesickerter Soldaten sein. US-Militärspezialisten verweisen mit aller Zurückhaltung darauf, dass solche »intelligenten« Einsätze eigentlich die Spezialität britischer SAS-Verbände sind. SAS bedeutet Special-Air-Service und gerade in Wüsten und bergigem Gelände hat die Truppe enorme Erfahrung. Dass Briten an Bushs Feldzug beteiligt sind, weiß man, und sogar die britische »Times« berichtete dieser Tage, dass SAS-Kämpfer bereits Taleban erschreckt hätten. Vor diesem Hintergrund könnten die vom deutschen Verteidigungsminister Scharping bestätigten Meldungen, wonach man Bundeswehrspezialisten »zum Schutz der deutschen Botschaft« nach Pakista...

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