Washington lässt NATO am Feldzug teilhaben

Blair droht dem Taleban-Regime erstmals offen Militärschläge an

Die USA haben die NATO um Unterstützung für einen Militärschlag nach dem Terrorangriff vom 11. September gebeten. Zuvor hatte die NATO am Dienstag zum ersten Mal in ihrer 52-jährigen Geschichte den Bündnisfall erklärt.

Brüssel/Washington/London (ND/ Agenturen). US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist zur weiteren Vorbereitung des Anti-Terror-Kampfes in den Nahen Osten abgereist. Neben Saudi-Arabien, Oman und Ägypten will er auch Usbekistan besuchen. Als voraussichtliches Rückkehr-Datum nannte Rumsfeld den Sonnabend. Nach Angaben von Regierungsbeamten ist Saudi-Arabien die erste Station der Reise, die erst am Dienstagnachmittag bekannt gegeben worden war. Die Reise des Pentagon-Chefs kommt zu einem Zeitpunkt andauernder US-Truppenverstärkungen im Nahen Osten sowie in Süd- und Mittelasien. Unterdessen setzte US-Außenminister Colin Powell in Washington die Bemühungen um eine breit angelegte Staaten-Koalition im Kampf gegen den Terror fort. Er traf zunächst mit dem indischen Außen- und Verteidigungsminister Jaswant Singh zusammen. US-Vorauskommandos haben in den vergangenen zehn Tagen in Usbekistan den Einsatz amerikanischer Truppen vorbereitet. Nach inoffiziellen Angaben aus usbekischen Sicherheitskreisen vom Mittwoch haben die Fallschirmjägerkommandos an der Grenze zu Afghanistan Peilsender aufgebaut, um US-Flugzeugen eine Orientierung bei erwarteten Angriffen gegen die Taleban-Milizen zu geben. Nach Angaben des Pentagons haben die USA auch mit der Verlegung eines verstärkten Bataillons der 10. Gebirgsdivision nach Usbekistan und Tadshikistan begonnen. Das Weiße Haus teilte mit, dass sich gegenwärtig unter anderem rund 29000 Soldaten, 349 Militärflugzeuge und zwei Flugzeugträger-Verbände in der Krisenregion befänden. 17000 Reservisten und mehrere tausend Nationalgardisten seien zum aktiven Dienst einberufen worden. Die NATO hatte nach Angaben von Generalsekretär George Robertson den Bündnisfall erklärt, weil erwiesen sei, dass der Terror in New York und Washington von außen gesteuert worden sei. »Alle Spuren weisen auf Al Qaida«, sagte er nach einer Sondersitzung des Nordatlantikrates über das Terrornetz, das bin Laden von Afghanistan aus führen soll. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte nach dem NATO-Beschluss erneut auch deutsche Militärhilfe im Kampf den internationalen Terrorismus zu. Der britische Premier Tony Blair drohte dem Taleban-Regime erstmals offen Militärschläge an. Vor dem Labour-Parteitag in Brighton sagte er am Dienstag, Ziele der Angriffe würden Terroristenlager und Streitkräfte der Taleban sein. Dabei werde man »alles Menschenmögliche tun«, um Zivilisten zu schonen. Es gebe jedoch keine Alternative zu einer militärischen Antwort. »Liefert die Terroristen aus oder verliert eure Macht«, forderte er das Regime in Kabul auf. Im Kampf gegen den Terrorismus haben die USA, Großbritannien, Deutschland und andere Staaten weltweit 100 Millionen Dollar eingefroren. Diesen Betrag auf Konten aus dem vermuteten terroristischen Umfeld Osama bin Ladens und des Taleban-Regimes von umgerechnet 213 Millionen Mark nannte ein hoher Beamter des US-Finanzministeriums am Mittwoch. Ein Abkommen über militärische Zusammenarbeit zur Abwehr einer terroristischen Bedrohung seitens Afghanistans schlossen Russland und Iran in Moskau. Sie nahmen damit auf US-Druck die seit...

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