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Sozialdemokraten in der SBZ/DDR: KARL DOERR / Als Verfechter der Einheit bejubelt, dann als Agent beschimpft

  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht einmal ein Jahr lagen die beiden einander so konträren Einschätzungen auseinander-Am 28. Dezember 1948 gratulierte das „Thüringer Volk“ auf Seite 1 seinem Chefredakteur, Karl Doerr, zugleich Sekretariatsmitglied der thüringischen SED-Landesleitung, anläßlich seines 50. Geburtstages. Man würdigte dessen Verdienst, „durch seine Kritiken, Reportagen, Kommentare und Leitartikel für den Neuaufbau eines demokratisch-antifaschistischen Deutschlands und für den Sieg der Arbeiterklasse“ gestritten zu haben. Nur elf Monate später nannte die gleiche Zeitung ihn einen „Doppelzüngler und Schumacheragenten“ Der Vorsitzende der Landesparteikontrollkommission der SED, Richard Eyermann, ließ in seinem Artikel am 12. November 1949 nichts mehr gelten von der vorherigen Würdigung. Was war geschehen?

Ein Beitrag aus der Feder von Karl Doerr war den Offizieren der Sowjetischen Militäradministration in Thüringen negativ aufgefallen. „Erdöl und Politik“ hatte Doerr seinen Leitartikel am 17 Februar 1949 getitelt, in dem er bemerkte, daß Erdöl ein wichtiger Rohstoff sei und darauf verwies, daß die USA über 50 Prozent des in der Welt produzierten Öls im eigenen Lande fördere, damit entscheidenden, wenn nicht dominierenden Einfluß auf das Weltgeschehen nehme. Und dann schrieb er noch: Mit Hilfe ihrer großen Ölreserven hätten die USA entscheidenden Anteil am Ausgang des Zweiten Weltkrieges gehabt. Daraus wurde der Vorwurf konstruiert, daß Doerr die historischen Leistungen der Sowjetunion zur Zerschlagung des Hitlerfaschismus schmälere. Das Sekretariat der SED-Landesleitung Thüringens, das sich eingehend mit Doerrs politischen Fehlverhalten zu befassen hatte, stellte „ungenügende ideologische Klarheit“ fest. Fazit: Abberufung von der Funktion des Chefredakteurs und Dele-

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