Mit Mentor in die Berufswelt
Der Verein Xenion will jungen Flüchtlingen Türen öffnen
»Der Bedarf ist riesig«, sagt Andreas Meißner, »unsere Absicht verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Ohne dass wir schon groß darüber informiert haben, klingeln bei uns die Telefone.« Andreas Meißner ist Mitarbeiter bei Xenion, einem Verein, der psychosoziale Hilfe für Flüchtlinge anbietet. Das Vorhaben kommt gerade ins Laufen. Junge Flüchtlinge zwischen 18 und 27 Jahren sollen Unterstützung bei der beruflichen Integration erhalten.
Die Idee ist so einfach wie kompliziert: Berliner Unternehmen - große wie kleine - werden für diese Aufgabe gewonnen und gewinnen ihrerseits engagierte Beschäftigte oder auch Ruheständler, die als Mentoren wirken. Darüber hinaus sind alle, die sich dieser Sache auch ohne Firma im Rücken annehmen wollen, willkommen.
Wie schreibt man eine Bewerbung? Wie nimmt man Kontakt zu einer Firma auf? Was passiert bei einem Vorstellungsgespräch? Was muss man tun, um sich an einer Uni einzuschreiben? Das alles ist schwierig genug für Jugendliche, die hier aufgewachsen sind. Noch schwerer ist es für die jungen Frauen und Männer, die sich als Flüchtlinge in Berlin aufhalten. Manche sind schon als Kinder oder Halbwüchsige gekommen, andere sahen sich als junge Erwachsene gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. So unterschiedlich ihre Schicksale sind: Sie sind zunächst fremd in dieser Stadt und sie haben in der Regel Schlimmes erlebt.
Xenion geht es vor allem darum, das Selbstbewusstsein und die Selbstständigkeit der jungen Menschen zu stärken. Natürlich ist man ohne Illusion, was eine Lehrstelle oder einen regulären Arbeitsplatz angeht. Selbst wer eine Arbeitserlaubnis hat, befindet sich ganz hinten in der Warteschlange. Zuerst wird geprüft, ob ein Hiesiger oder ein EU-Ausländer dafür in Frage kommt. Aber, so Andreas Meißner, um Kontakt mit der Arbeitswelt zu erhalten, gebe es ja noch andere Möglichkeiten. Er verweist auf Praktika, auf Hospitationen und auf Freiwilligendienste. Die Mentoren sollen helfen, die Türen dafür zu öffnen.
Junge Leute, die sich begleiten lassen wollen, gibt es genug. Bei Xenion hofft man, dass sich in nicht so ferner Zukunft die Anrufe von Firmen und künftigen Mentoren häufen. Sie bauen mit diesem Wunsch nicht nur auf das Solidargefühl, sondern vor allem auf den praktischen Sinn von Unternehmen. Schließlich haben die Flüchtlinge oft ein beträchtliches Qualifikationsniveau. Ihre Mehrsprachigkeit dürfte in Zeiten der Globalisierung ebenfalls von Vorteil sein. In den Niederlanden und in den skandinavischen Ländern hat man schon lange erkannt, dass kulturelle Vielfalt innerhalb der Belegschaft ein Wert für ein Unternehmen ist.
Mit Blick auf die Mentoren sieht Andreas Meißner ebenfalls nicht nur die Mühe und den Aufwand, sondern denkt an den geistigen Gewinn und die Anregung, die aus einer solchen Begegnung erwachsen können. Absichtsvoll findet sich in den Konzepten nicht das Wort »Betreuung«, dafür ist von »Begleitung« die Rede. Wer sich entschließt, ein Mentorenamt bei Xenion zu übernehmen, kann seinerseits auf Unterstützung und Begleitung bauen. Schon die Zusammenführung von Mentor und Klient wird im Verein mit großer Sorgfalt vorbereitet. Auch bei der Aufstellung der Ziele in einer Art »Vertrag« gibt es Hilfe. Fortbildungsveranstaltungen stehen ebenso auf dem Programm wie regelmäßige Treffen, bei denen die ...
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