Wie Jonas im Wal

Galerie Nordenhake zeigt Anotony Gormley

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Bildhauer Antony Gormley ist ein Raum-Schöpfer. Viele Jahre hatte er sich mit der Einfügung kolossaler Figuren in Stadtraum und Landschaft beschäftigt. Stoisch ragen seine Riesen über Autobahnen auf, gemessen schreiten sie ins Meer. Später dann hat Gormley seine Figuren minimiert, aber vertausendfacht und als eine Woge von Menschsein in Galerieräume fluten lassen. Man sah keine schönere Bio-Masse bislang. Mit seiner Installation »Clearing« in der Galerie Nordenhake geht der Turner-Preisträger von 1994 seinen Weg konsequent weiter und erreicht eine neue Stufe der Abstraktion. »Clearing« ist keine Figur. Es ist die Abwesenheit von Figur, deren Umhüllung vielleicht. Gormley hat einen mehrere Kilometer langen Aluminiumvierkantstab in großen Bögen und Schwüngen zwischen Boden, Decke und Wände des Galerieraumes gespannt. Filigran, aber doch mächtig liegt der Corpus nun da. Er ist ein gestrandetes Etwas, ein Skelett. Zwischen die Stäbe steigend mag man sich fühlen wie Jonas im Bauch des Wals - umschlossen, geschützt und auch bedroht, weil ja gefangen. Man nimmt Wellenlinien am Boden wahr, vermutlich verursacht beim Einrichten der Konstruktion. An die Wände gepresst muten die metallischen Streifen eher wie Flugkurven und Umlaufbahnen an. In ihrer Mitte darf man sich als Zentralgestirn fühlen. Die begehbare Installation fordert ein neues Raumempfinden heraus. Was gewöhnlich leer scheint, ist nun mit Energie aufgeladen. Gormleys abstrakte Plastik macht sichtbar, was zuweilen erfühlbar ist, dem Sehsinn jedoch verschlossen bleibt. Der Künstler wird seinem Ruf als Erneuerer der Bildhauerei auf faszinierende Weise gerecht. Bis 9.10., Di.-Sa. 11-18 Uhr, Galerie Nordenhake, Zimmerstr. 88, Mitte
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