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Studenten waschen schmutzige Wäsche
Angehende Betriebswirte der Fachhochschule Eberswalde betreiben ein Reinigungsgeschäft
Erika Marquardt ist begeistert. Gerade nimmt die 58-jährige Eberswalderin aus den Händen von Kristina Rogusic ein großes Paket entgegen. »Unsere Sofadecken- frisch gewaschen und gemangelt«, verrät Frau Marquardt. Vor nicht einmal zwei Stunden hat sie die verschmutzten Textilien im neuen Waschsalon in der Eisenbahnstraße abgegeben. In der Zwischenzeit konnte die Hausfrau ihren Wocheneinkauf erledigen.
»Frau Marquardt gehört schon zu unseren Stammkunden«, berichtet Kristina nicht ohne Stolz. Gemeinsam mit sechs weiteren Betriebswirtschaftsstudenten der Eberswalder Fachhochschule betreibt sie seit Mitte September den Waschsalon mit angeschlossenem Internet-Café in Eigenregie und Schichtbetrieb. Geöffnet hat der Laden von Montag bis Freitag zwischen 8 und 19 Uhr.
Zusammengeschlossen in einer Genossenschaft betätigen sich die Studenten als Existenzgründer, um in der Praxis auszuprobieren, was sie im Hörsaal theoretisch vermittelt bekommen. »Wir testen unser Wissen und Können«, meint Geschäftsführer und BWL-Student Mike Marschke.
Etwas leichter als herkömmliche Existenzgründer hatten es Kristina, Mike und ihre Kommilitonen allerdings schon. Suchte doch die städtische Wohnungsgesellschaft gerade Mieter für die Ladenflächen in dem frisch sanierten Gebäude in Eberwaldes Haupteinkaufsstraße und bot dafür Sonderkonditionen.
Die Berliner Reinigungsfirma Waretex liebäugelte zeitgleich mit einem Standbein in der Barnim-Kreisstadt, ohne jedoch in Personal investieren zu wollen. Jörn Mallok, Professor für Unternehmensführung und Produktionswirtschaft an der Fachhochschule, erkannte die Chance für eine Studentenfirma und trat mit beiden potenziellen Partnern in Kontakt. Mit Erfolg: Waretex stellte drei moderne Waschmaschinen, zwei Trockner und eine riesige Wäschemangel und schulte die Studenten. Die Computer für das Internet-Café stammen aus den Beständen der Fachhochschule.
Einen Existenzgründerkredit erhielten die Nachwuchs-Unternehmer zwar nicht, dafür jedoch ein Darlehen ihres Professors. »Ich bin also nicht nur fachlich, sondern auch persönlich daran interessiert, dass das Projekt nicht scheitert«, betont Mallok.
Dem Firmenstart gingen monatelange Vorbereitungen voraus: Ein Marketingkonzept und ein Geschäftsplan inklusive Kostenaufstellungen, Stellenbeschreibungen und Arbeitsaufgaben wurden erstellt, Genehmigungen bei den zuständigen Behörden eingeholt.
»Unser Ziel ist es zunächst, kostendeckend zu arbeiten- das heißt, Ladenmiete, Lohnkosten und Gewerbepacht mit den Einnahmen abdecken zu können«, sagt der Geschäftsführer. »Durchschnittlich kommen pro Tag zehn Kunden in den Laden. Das passt schon.«
Der Preis wird nach Gewicht ermittelt. Pro Kilogramm sind 2,50 Euro zu zahlen. Nach Wunsch holen die Studenten die Wäsche beim Kunden ab und liefern sie gesäubert auch wieder frei Haus. Was vielen Leuten lästig ist, erledigt Kristina jetzt wie ein Profi: Das akkurate ...
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