PDS-Kandidat wird Bürgermeister Perlebergs

Der parteilose Diplomingenieur-Ökonom Manfred Herzberg gewann Stichwahl / Amtsantritt am 7. Februar

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Gegen 20 Uhr kam das vorläufige amtliche Endergebnis der Bürgermeisterwahl in Perleberg. Da brach am Sonntagabend Jubel aus im überfüllten Bistro am Marktplatz. Dort feierte die PDS, dass ihr Kandidat, der parteilose Manfred Herzberg, es geschafft hatte.
Am Montagvormittag düste der Wahlsieger, der Berliner und Brandenburger Kunden einer Fenster- und Türen-Firma betreut, wieder beruflich durch die Region. Seinen hauptamtlichen Job als Bürgermeister der Stadt Perleberg tritt Herzberg am 7. Februar 2005 an. Dann löst er den ebenfalls parteilosen Dietmar Zigan ab, der aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig geht.
Das Ergebnis war knapp. 51,01 Prozent erzielte Herzberg am Sonntag in der Stichwahl. Sein Konkurrent Joachim Ritter (FDP) kam auf 48,99 Prozent. Ritters Anhänger hatten sich ebenfalls am Marktplatz in einem griechischen Restaurant versammelt. Am Platze gibt es nur diese zwei Lokale, beide mit Blick auf das Rathaus.
Dass Herzberg den Chefsessel des Rathauses erkämpft, hatte die PDS ihm zugetraut. In der Partei rechnete man aber durchaus nur mit einem hauchdünnen Vorsprung in der Stichwahl- obwohl Herzberg den FDP-Mann Ritter in der ersten Wahlrunde am 19. September mit 1519 zu 1079 Stimmen klar distanziert hatte. »Wenn die PDS in eine Stichwahl kommt, dann wird es immer eng«, hieß es am Montag aus dem Perleberger PDS-Büro. Unterlegene Kandidaten aus dem ersten Urnengang machen vor der Stichwahl häufig gegen den Sozialisten mobil. In Perleberg war es anders. Hier sprachen sich in einer Zeitungsannonce sogar zwei Kandidaten für Herzberg aus.
Doch am Sonntag klingelte eine »Jugendinitiative Perleberg«- das Telefonbuch rauf und runter- bei den Bürgern der Stadt an und forderte dazu auf, das Kreuz bei Ritter zu setzen. Außerdem tauchte ein Flugblatt auf, in dem gewarnt wurde, wer nicht wählen gehe, unterstütze damit die PDS. In beiden Fällen blieben die Initiatoren anonym. Davon abgesehen ist der FDP-Stadtverordnete Joachim Ritter ein bekannter Mann. Kurz nach der Wende war er einmal stellvertretender Bürgermeister von Perleberg.
Herzberg kündigte an, »parteiübergreifend« zu regieren. Er möchte ein Bürgermeister für alle Bürger sein, heißt es im Zehn-Punkte-Programm für die ersten 100 Tage. Versprochen hat er, einen Tourismusbeirat zu bilden, den Unternehmerstammtisch wiederzubeleben und Ortsteilbürgermeister einzuführen.
Den Rücken stärken kann ihm die PDS-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung. Mit acht Mitgliedern ist sie seit der Kommunalwahl am 26. Oktober 2003 erstmals stärkste Fraktion (CDU sieben Sitze, SPD fünf, FDP zwei).
Der Diplomingenieur-Ökonom Herzberg (1956 in Schwerin geboren, verheiratet, zwei Söhne) leitete von 1984 bis 1991 den Brand- und Katastrophenschutz im damaligen Kreis Perleberg.

www.herzberg-fuer-perleberg.de

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