- Brandenburg
- Brandenburg
Hitler doch kein Ehrenbürger
Die Stadtverwaltung von Neuruppin fand den faschistischen Diktator nicht auf der Liste
Dass der Reichspräsident Paul von Hindenburg, der Adolf Hitler am 21. März 1933 beim berüchtigten »Tag von Potsdam« die Hand drückte, noch immer die Ehrenbürgerwürde der Landeshauptstadt genießt, ist ein Skandal. Wenn indessen Hitler selbst bis zum heutigen Tage Ehrenbürger von Neuruppin wäre, da würden einem die Worte fehlen.
Man könne Hitler nicht von der Liste der Ehrenbürger streichen, teilte die Neuruppiner Stadtverwaltung am Donnerstag mit. Er sei dort gar nicht verzeichnet. Die Stadt wolle nun recherchieren, ob Hitlers Name bereits zu DDR-Zeiten getilgt worden sei. Dass der faschistische Diktator einst Ehrenbürger war, weiß man aus alten Zeitungsberichten.
Mehr ließ sich dazu gestern im Rathaus nicht in Erfahrung bringen. Die erste Beigeordnete Margarete Jungblut (parteilos) weilte unerreichbar außer Haus. Sie ist bis zur Neuwahl des Bürgermeisters Chefin im Rathaus. Otto Theel (PDS) gab das Bürgermeisteramt ab, nachdem er bei der Landtagswahl am 19. September ein Direktmandat gewann.
Die Stadt schaute auf der Liste nach, weil sich der Stadtverordnete Gerald Brose (Bündnis 90/Die Grünen) am Montag auf der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses erkundigt hatte, ob denn Hitler und der frühere Gauleiter Wilhelm Kube (nach dem Überfall auf die Sowjetunion Generalkommissar in Minsk und 1943 von Partisanen getötet) noch Ehrenbürger sind. Brose äußerte sich, nachdem Neuruppin am Freitag zuvor das erste Mal nach 21 Jahren einen Eintrag auf der Ehrenbürgerliste vornahm.
Die erste Frau, die am Freitag diese Ehrung in der Geschichte Neuruppins erhielt, ist Lisa Riedel. Die heute 79-Jährige leitete 28 Jahre lang das Heimatmuseum und gehörte dem Internationalen Komitee für Museen an. Als Ehrenbürgerin wird das PDS-Mitglied Riedel nun zu allen Festakten der Stadt eingeladen. Dieses Privileg ist ihr ganz allein vorbehalten.
Alle anderen Ehrenbürger sind bereits verstorben, auch der zuletzt gewürdigte Antifaschist Otto Rubel. Nach Kenntnisstand der PDS-Stadtverordnetenfraktion zieren die Ehrenbürgerliste weiterhin nicht wenige Bürgermeister aus dem 19. Jahrhundert. Hitler und Gauleiter Kube sind vermutlich schon kurz nach dem Krieg gelöscht worden, meint der PDS-Kommunalpolitiker Ronny Kretschmer. Fragwürdig sei, ob der in den 1920er Jahren zum Ehrenbürger ernannte General Litzmann noch auf der Liste stehe. In diesem Falle würde die PDS dagegen aktiv werden. Der Infanteriegeneral Karl Litzmann (1850-1936) befehligte im Ersten Weltkrieg Truppen an der Ostfront. 1930 trat er der NSDAP be...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.