Bei Bohley gegen »Verderber«

Angeblich wisse es jedes Kind. Trotzdem will Bärbel Bohley es den Berlinern noch einmal erzählen: »Die neu kostümierten Kader der SED sind die alten Verderber dieser Stadt.« Gemeinsam mit Wolf Biermann hat Bohley einen Appell verfasst, der nun per Anzeige in eine Zeitung soll. »...wählt weder die PDS noch solche Taktiker in demokratischen Parteien, die die PDS an der Macht über die Stadt Berlin beteiligen wollen«, heißt es in dem gestern vorgestellten Text. Unterschrieben haben zahlreiche Persönlichkeiten, darunter Historiker Arnulf Baring, Schauspieler Manfred Krug und Katja Havemann. Ausgewiesen ist auch Heinz Gerull vom Kurt-Schumacher-Kreis der SPD. Nur mündlich liefern die Aufrufer den Hinweis, Gerull sei inzwischen nicht mehr Sozialdemokrat. Der Appell ist eine indirekte Aufforderung, die FDP oder die CDU zu wählen. Das gestand Bohley am Dienstag im von ihr initiierten »Bürgerbüro- Verein zur Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur«. Obwohl erst Parteispenden- und Bankenaffäre um den gewesenen CDU-Fraktionsvorsitzenden und Bankchef Klaus Landowsky sowie die Finanzkrise Berlins den Weg zu Neuwahlen ebneten, findet sich dazu kein Wort im Appell. Die PDS habe ihre Chance nicht nur deswegen bekommen, schränkte Bohley ein, sondern weil sich die SPD aus der gemeinsamen Verantwortung mit der CDU stehle. Etwas Heiterkeit kam auf, als Historiker Baring einen alten Gregor-Gysi-Witz zum Besten gab: Der PDS-Politiker sei der Einzige, der mit nur einem faulen Apfel einen florierenden Obstladen aufmachen könnte. Gysi hat allerdings schon früher darauf geantwortet, genau einen solchen Mann benötige das verschuldete Berlin an der Spitze. Zudem soll die PDS in die Ecke gestellt werden, weil sie die USA-Militärschläge gegen Afghanistan nicht gutheißt. Es sei auch eine Frage der Sicherheit Berlins, sich gegen Terroristen zu verteidigen, so Bürgerbüro-Mitarbeiterin Hildigund Neubert. Es mache keinen Sinn, sich mit Leuten über den Wert des Lebens zu unterhalten, die sich selbst umbring...