Brooks wandert aus Jena ab
Automation-Belegschaft sandte Hilferuf an die Landesregierung
Die Beschäftigten der Jenaer Brooks Automation GmbH wandten sich gestern mit einem Hilferuf an die Thüringer Landesregierung. Diese soll sich für den Erhalt der Arbeitsplätze einsetzen.
Der US-Konzern Brooks Automation Inc. mit Sitz in Chelmsford/ Massachusetts hat am Wochenende angekündigt, die Produktion von Automatisierungssystemen für die Halbleiterindustrie bis September nächsten Jahres aus dem thüringischen Jena nach China verlagern zu wollen. Damit würden rund drei Viertel der derzeit 164 Arbeitsplätze vernichtet. Als Begründung nannte die Geschäftsleitung den starken Euro und den Preisdruck asiatischer Anbieter. In China seien die Produktionskosten um 30Prozent niedriger als in Thüringen, behauptete Geschäftsführer Christian Rook. Deshalb könne in Jena nicht mehr kostendeckend produziert werden. Es sei Aufgabe der Landesregierung, nicht stillschweigend zuzusehen, wenn durch Konzernentscheidungen Arbeitsplätze vernichtet werden, heißt es in einem Offenen Brief, der von der Mehrzahl der Beschäftigten unterschrieben ist. Aktive Hilfe sei dringend geboten, weil bei regionalen Zulieferern weitere Arbeitsplätze bedroht seien. Wirtschaftliche Gründe für die geplante Schließung kann Betriebsratschef Thomas Anger nicht erkennen. Gerade in den zurückliegenden Monaten seien schwarze Zahlen geschrieben worden sein, betont er. Noch vor wenigen Wochen habe Rook die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre als »überdurchschnittlich« bezeichnet. An der Reaktion der Landesregierung, so Anger, werde sich zeigen, welchen wirklichen Wert die Aussagen vom »High-Tech-Standort Jena« haben, so der Betriebsratschef. Kampflos werde die drohende Vernichtung von Arbeitsplätzen nicht hingenommen, betonte auch der Bevollmächtigte der IG Metall, Wolfgang Lemb in Jena. Auch aus seiner Sicht drohe eine Kettenreaktion, weil weitere Arbeitsplätze gefährdet werden. Die heutige Jenaer Brooks Automation GmbH war aus der einstigen Jenoptik-Tochter Infab hervorgegangen. Diese hatte im Januar 1999 ihren ersten Großauftrag für die Automatisierung einer Chipfabrik des Halbleiterherstellers VLSI Technologie Inc. im kalifornischen San Jose erhalten. Die Jenaer Be- und Entladeroboter zum Bestücken der Prozessmaschinen sicherten dabei den optimalen Betrieb einer neu Produktionslinie. Infab war damals einer der weltweit führenden Lieferanten kompletter Automatisierungslösungen für die Halbleiterproduktion. Das hatte offenbar auch den Appetit von Brooks geweckt. Dem amerikanischen Halbleiterausrüster hätten wesentliche Komponenten in seiner Produktpalette gefehlt, heißt es in Jena. Das wird durch den Jenoptik-Geschäftsbericht von 1999 bestätigt. Darin heißt es, Brooks sei nach dem Infab-Kauf zum Systemanbieter in der Automatisierung von Halbleiterfabriken »aufgestiegen«. Jenoptik hatte bei dem Deal Brooks-Aktien erhalten, die vom damaligen Jenoptik-Chef Lothar Späth kühn als langfristige Beteiligung an dem US-Konzern apostrophiert worden waren. Dafür, dass Späth mit Infab zugleich wertvolles Know-how verramscht hat, müssen die ...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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